Anlässlich des China Summit kritisiert Chen Mang die deutschen Behörden. Genehmigungen dauerten in Hamburg sehr lang.
Hamburg. Die vierte deutsch-chinesische Wirtschaftskonferenz hat am Donnerstag in Hamburg begonnen. Bis Freitag wollen Topmanager und Politiker aus beiden Ländern die Möglichkeiten einer noch engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit ausloten. Höhepunkt des Treffen ist eine Rede von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) am Freitagabend.
Chinesische Geschäftsleute beklagen derweil eine schwerfällige Bürokratie in Deutschland. „In China geht immer alles sehr schnell, in Deutschland dagegen dauert alles etwas länger und man nimmt sich mehr Zeit“, sagte der Vorsitzende der Vereinigung der chinesischen Kaufmannschaft in Deutschland, Chen Mang, der Nachrichtenagentur dpa. „Wenn man nach Deutschland kommt, muss man zuerst eine Aufenthaltserlaubnis beantragen, aber das dauert bis zu einem Jahr“, erklärte Chen, der Vorstandsvorsitzender der CAISSA Touristik AG ist, einem Hamburger Reiseunternehmen mit 500 Angestellten. So müsse man etwa zu lange auf die behördliche Genehmigung für die Einstellung einer chinesischen IT-Fachkraft warten. Insgesamt gebe es 450 chinesische Firmen in der Stadt. Hamburg wolle zwar „China-Hauptstadt“ in Europa zu sein.
Hansestadt muss für "Chinahauptstadt" etwas tun
Dafür müsse die Hansestadt jedoch mehr Anstrengungen unternehmen. „Früher waren chinesische Unternehmen vor allem am Export interessiert und da war Hamburg als Hafenstadt natürlich sehr attraktiv.“ Seit einigen Jahren investierten Chinesen verstärkt auch in andere Branchen wie Industrie und Dienstleistungen.„Hier sind aber andere Städte wie Düsseldorf oder Frankfurt im Vorteil“, so Chen. „Deshalb muss sich Hamburg auch Gedanken machen, wie man Investoren statt Exporteure an die Elbe locken kann, um auch in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben“, betonte der Geschäftsmann. Dafür seien aber etwa bessere Konditionen im Finanzbereich sowie bei der Vergabe von Aufenthaltserlaubnissen nötig.
Menschenrechte nicht außer Acht lassen
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) sieht unterdessen deutsche Unternehmen in der Verantwortung, sich für mehr Menschenrechte in China einzusetzen. „Aus der Wirtschaft heißt es zwar: Mit dem Handel kommt der Wandel“, sagte der Asienreferent der Menschenrechtsorganisation, Ulrich Delius, am Rande des zweitägigen Wirtschaftsgipfels „Hamburg Summit: China meets Europe“. „Damit macht man es sich einfach. Wir beobachten nämlich nur immer mehr Handel.“
Darum dürften sich Unternehmen auch bei schwierigen Themen nicht zurückhalten, mahnte der Asienexperte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Ich glaube, dass die Wirtschaft oftmals zu vorsichtig ist. Man muss bedenken, dass wir in einer globalisierten Welt leben, in der die Volksrepublik China mindestens in gleichem Maße von uns profitiert, wie wir von ihr.“ Nach Beobachtungen der GfbV würden derzeit immer mehr Menschen in China ihre Rechte einfordern. Dazu gehörten etwa höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.