Eine Glosse von Alexander Josefowicz.
Ach Karl, dein Scharfsinn sucht seinesgleichen. Nie wirst du müde, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu sprechen. Du lässt uns teilhaben an den lagerfeldschen Erkenntnissen, gewonnen aus nimmermüdem Interesse an der Welt.
Nicht einmal das Internet kann sein Geheimnis vor dir verbergen: Es ist nur eine Welle, die vielleicht bald wieder vergehen wird. Doch vorher entsteht dort Erstaunliches. Facebook zum Beispiel. "Facebook ist ein makelloses Objekt. Ich habe eines in Weißgold geschenkt bekommen." Von wem, das verrätst du nicht, aber es muss ein wohlhabender Gönner gewesen sein. Dachten wir Ungebildeten doch bislang, bei Facebook handele es sich um ein virtuelles Netzwerk, nicht um ein tatsächliches Buch. Doch das gilt nur für uns, den Plebs, nicht für dich. Du benutzt das wertvolle Geschenk nicht einmal, wozu aber auch? Die Bilder sind alle in deinem Kopf, und Zeit hast du auch keine, um darin zu blättern.
Es ist nur ein kleines Interview am Rand der Luxus-Konferenz der "International Herald Tribune" in London, das du dem Internet-Sender The Luxury Channel gegeben hast. Und doch steckt es voller Weisheit. Wir, die wir uns längst abhängig gemacht haben vom Internet, werden an deine Worte denken: "Wenn Dinge zu populär werden, verschwinden sie." Wie recht du hast. Das Buch, das Auto, das Telefon. Alles Dinge, die an ihrer eigenen Popularität zugrunde gingen.
Immerhin: Wenn es dereinst aus ist mit dem Internet, bleibt dir immer noch dein Facebook. In Weißgold gefasst, makellos und wunderschön anzusehen.