Für die Koordinierung der Straßenbaustellen stellt Senatorin Anja Hajduk (GAL) einen Mitarbeiter mehr ein. Für die SPD reicht das nicht aus.

Hamburg. Die Stadtentwicklungsbehörde hat schnell reagiert: Die "Koordinierungsstelle Baumaßnahmen Hauptverkehrsstraßen" (KOST) bekommt als Reaktion auf das Baustellen-Chaos einen zusätzlichen Mitarbeiter ein: "Die vierte Arbeitsstelle war länger vakant und wird nun kurzfristig besetzt. Natürlich ist uns daran gelegen, dass die Planung der vielen Baustellen in Hamburg möglichst reibungslos läuft", sagte Staatsrat Stephan Hugo Winters (GAL) dem Abendblatt.

Außerdem kündigte Winters an, dass auch der Internetservice der KOST, der einen aktuellen Überblick über die Baustellen bietet und derzeit eingestellt ist, in Kürze den Bürgern wieder zur Verfügung stehen soll: "Wenn wir den neuen Mitarbeiter haben, dann werden wir den Bürgern auch bald wieder diesen wichtigen Service anbieten können." Die KOST konnte wegen Überlastung diese Dienstleistung nicht mehr anbieten.

Das Abendblatt hatte am Montag berichtet, dass die Stelle zurzeit mit drei Mitarbeitern auskommen muss. Dabei ist die Zahl der Baustellen auf den großen Straßen der Stadt pro Jahr von rund 1800 im Jahr 2004 auf schon 2800 in 2009 angestiegen. Der ADAC hatte sogar gefordert, dass mindestens acht Experten notwendig sind, um den Ablauf der vielen Baustellen koordinieren zu können. KOST-Leiter Thomas Hohenstein hatte eingeräumt, dass schon jetzt häufig die Zeit für genaue Prüfungen im Vorfeld von Straßenbauarbeiten fehlen würde, sodass sich Baustellenzeiten in die Länge ziehen könnten.

Auch die Politik sieht Handlungsbedarf: "Wir brauchen in Hamburg eine bessere Koordinierung der Baustellen. Da die Zahl immer weiter ansteigt, muss das Personal aufgestockt werden", forderte CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse. Es dürfe nicht sein, dass die Stadt zusehends in einem Baustellen-Chaos versinke, so Hesse weiter.

Dass nicht genug getan wird, findet auch SPD-Verkehrsexpertin Martina Koeppen: "Die Stadt muss dringend handeln, denn momentan haben wir in Hamburg das totale Chaos. Eine Koordinierung der Baustellen findet so gut wie gar nicht statt. Das wird jedem deutlich, der sich morgens durch den Berufsverkehr quält." Es reiche bei Weitem nicht aus, wenn die KOST nur einen Mitarbeiter mehr erhält, so Koeppen weiter. Etwas zurückhaltender reagierte GAL-Verkehrsexpertin Martina Gregersen: "Die KOST muss personell so ausgestattet werden, dass eine gut aufeinander abgestimmte Planung der Baustellen erfolgen kann. Sollte dies nicht der Fall sein, dann müsste das Personal aufgestockt werden."

Staatsrat Winters jedoch hält vier Mitarbeiter in der Dienststelle für ausreichend: "Damit lässt sich die Arbeit gut bewältigen." Winters betont: "Wir haben 15 Millionen Euro zusätzlich für die Sanierung der Straßen allein in diesem Jahr zur Verfügung gestellt. Daher kommt es jetzt natürlich auch zu mehr Baustellen."

Spätestens seit dem letzten Extremwinter ist bekannt, dass die Autofahrer und die Politik Schlaglöcher und vereiste Straßen nicht mehr hinnehmen wollen. Dass die Behörde nun auch zügig die KOST aufstockt, zeigt, wie wichtig dieses Thema ist. Zudem ist es kein Geheimnis, dass auch Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) diese Problematik aufmerksam beobachtet.

Der Abendblatt-Artikel zum Baustellen-Chaos hat beim ADAC für viel Resonanz gesorgt: "Wir haben Hunderte Anrufe und E-Mails unserer Mitglieder bekommen. Die Autofahrer haben ihrem Ärger über die Baustellensituation in Hamburg Luft gemacht und sehen dringenden Handlungsbedarf", sagte ADAC-Verkehrsexperte Carsten Wilms.