Ein Porträt über den Vorstandschef der HSH-Nordbank, der am Dienstag von seinen Aufgaben entbunden wird.

Seit Dirk Jens Nonnenmacher im November 2008 die Führung der angeschlagenen HSH Nordbank übernommen hat, steht er unter Druck. Ob umstrittene Zahlungen an die US-Bank Goldman Sachs, dubiose Geschäfte unter dem Kürzel „Omega“ oder wie jetzt zuletzt die sogenannte Spitzelaffäre – der 47-jährige Mathematikprofessor konnte die Kritik nicht verstummen lassen. Jetzt haben die Hauptanteilseigner Hamburg und Schleswig-Holstein die Geduld verloren.

Schon kurz nach nach seiner Ernennung zum HSH-Chef eckte der große und schlanke Mann mit der Gel-Frisur an, weil er in Zeiten der Krise eine Zahlung von 2,9 Millionen Euro aus einem Altvertrag durchsetzte. Dem Bankchef, der hausintern in Anlehnung an einen James-Bond- Bösewicht und seine Paraphe "Dr. No“ genannt wird, brandete prompt eine Welle von Ablehnung und Kritik entgegen.

Politiker, Verbandsfunktionäre und Journalisten stellten Nonnenmacher in eine Reihe gieriger Banker, die erst ihre Institute vor die Wand fahren, Steuergelder beanspruchen und persönlich mit hohen Abfindungen eine sanfte Landung hinlegen. Bevor er seinen Vorgänger Hans Berger auf dem Chefsessel beerbte, war Nonnenmacher seit Oktober 2007 Finanzvorstand der HSH Nordbank.

Nonnenmacher studierte Mathematik und Medizin in Deutschland und in den USA. Nach seiner Promotion 1990 und seiner Habilitation 1993 im Fach Mathematik lehrte und forschte Nonnenmacher an Universitäten in Deutschland sowie den USA. Parallel zu seiner Hochschultätigkeit beriet er Unternehmen der Finanzindustrie in den Bereichen Konzernsteuerung, Risikomanagement und Produktentwicklung.

1998 übernahm Nonnenmacher als Bereichsleiter für die Dresdner Bank in Frankfurt/Main und London die globale Entwicklung und Umsetzung der Methoden für das Markt- und Kreditrisiko. Von 2004 an leitete er das Strategische, Risiko- und Financial Controlling der DZ Bank bis er 2007 als Chief Financial Officer (CFO) zur HSH Nordbank stieß und dort auch für das Risiko-Management zuständig war.

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Nonnenmacher muss seinen Posten räumen

Dirk Jens Nonnenmacher, Chef der HSH Nordbank, steht vor der Entlassung . Nach Abendblatt-Informationen haben sich die Landesregierungen der Hauptanteilseigner Hamburg und Schleswig-Holstein darauf geeinigt, die Entlassung des Bankmanagers einzuleiten. Jetzt fehlt nur noch die Zustimmung des Aufsichtsrats. Der Kieler Regierungssprecher Knut Peters sagte dazu am Montag auf Anfrage lediglich: "Es gibt keine Beschlüsse dazu.“ Auch Hamburgs Senatssprecherin Kristin Breuer bestätigte den Medienbericht nicht. In der Hansestadt lägen wie in Kiel "keine Beschlüsse“ vor, sagte sie auf Anfrage.

Am Dienstag tagen der Hamburger Senat und das Kieler Kabinett. Danach wollen die Landesregierungen HSH-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper auffordern, einen Nachfolger für Nonnenmacher zu suchen, wie "Spiegel Online" weiter berichtete. Sollte sich Kopper, der den 47-Jährigen bisher gestützt hat, diesem Schritt verweigern, wollten beide Länder Nonnenmachers Abgang in einer außerordentlichen Hauptversammlung durchsetzen. Senatssprecherin Breuer sagte, der Senat werde am Dienstag die Fakten beraten.

Nonnenmacher selbst wies vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Kieler Landtags Vorwürfe im Zusammenhang mit der sogenannten Bespitzelungsaffäre zurück. Auf den angeblichen Entschluss zur Abberufung angesprochen sagte er, darüber sei ihm nichts bekannt. Ähnlich äußerte sich ein Sprecher der HSH Nordbank: "Uns sind derartige Entscheidungen der Landesregierungen nicht bekannt.“

+++ Porträt: Es wird eng für Dr. No +++

Nonnenmacher räumte im Ausschuss ein, die in der Kritik stehende Teilnahme der Sicherheitsfirma Prevent an einer Veranstaltung unter anderen mit dem ehemaligen schleswig-holsteinischen Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) sei nicht geboten gewesen. Die Veranstaltung im Juli 2009 sei im Internet als Video abrufbar, sagte Nonnenmacher. Es habe sich dabei um keine Parteiveranstaltung gehandelt. "Der Vorwurf der Bespitzelung von Politikern aufgrund der Teilnahme von Prevent ist blanker Unsinn“, sagte Nonnenmacher. Sein Anwalt sagte vor dem Ausschuss, er habe seinem Mandaten geraten, sich künftig sowohl in öffentlicher als auch in nichtöffentlicher Sitzung nicht mehr zu den Vorwürfen zu äußern.

Hamburgs Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan hatte am Wochenende im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel“ angekündigt, bei der Senatssitzung am Dienstag alles andere als eine Entlassung Nonnenmachers nicht akzeptieren zu wollen. Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki hatte am Wochenende gesagt, den Rauswurf des HSH-Chefs in dieser Woche in Angriff nehmen zu wollen. Eine Entlassung Nonnenmachers kann nur der HSH-Aufsichtsrat vornehmen. Der schleswig-holsteinische Grünen-Abgeordnete Thorsten Fürter betonte am Montag vor der Sitzung des Untersuchungsausschusses: "Ich glaube, die Luft wird eng für Herrn Nonnenmacher.“ Er gehe davon aus, dass die Kabinette am Dienstag "die Notbremse ziehen“.

Hintergrund für das Vorgehen der beiden kleineren Regierungsparteien, die in beiden Ländern mit der CDU koalieren, sind laut einem "Spiegel“-Bericht Verträge zwischen der Bank und der von ihr beauftragten Sicherheitsfirma Prevent. Mindestens einen dieser Verträge habe Nonnenmacher allein unterschrieben und damit offenbar gegen die internen Zeichnungsvorschriften der Bank verstoßen. Nonnenmachers Alleingang stelle aus Sicht der Grünen und der FDP eine so grobe Pflichtverletzung dar, dass der Bank-Chef ohne Abfindung entlassen werden könnte.

Ende Oktober waren führende Regierungsvertreter von Schleswig-Holstein und Hamburg erstmals öffentlich von dem 47-Jährigen abgerückt und hatten das Vertrauen in ihn als „strapaziert“ bezeichnet. Seit Wochen berichten Medien, dass aus der Bank heraus HSH-Topmanager mit schmutzigen Tricks aus dem Job gedrängt worden seien, darunter der New Yorker Statthalter. Die Staatsanwaltschaften Hamburg und Kiel ermitteln; am Mittwoch waren Geschäftsräume der Sicherheitsfirma Prevent durchsucht worden.

Unterdessen will die Hamburger SPD-Bürgerschaftsfraktion den Untersuchungsauftrag des parlamentarischen Untersuchungsausschusses in der Hansestadt ausweiten. Demnach soll sich das Gremium auch mit der Rolle von Nonnenmacher und den geschäftlichen Verbindungen zwischen Finanzsenator Carsten Frigge (CDU) und der Bank beschäftigen.