Mehr als 2000 Trauergäste erweisen Hamburgs Ehrenbürgerin beim bewegenden Staatsakt im Michel die letzte Ehre
Hamburg. "Wir sind unendlich traurig", steht auf der Schleife des Kranzes von Helmut Schmidt und Tochter Susanne. Direkt vor ihnen ist der hellbeige Sarg von Loki Schmidt über und über mit weißen Lilien bedeckt. Der schwere Duft der Blumen zieht durch den Michel.
Mehr als 2000 Menschen haben sich gestern in einer bewegenden Trauerfeier von Hamburgs Ehrenbürgerin verabschiedet, die am 21. Oktober im Alter von 91 Jahren daheim in Langenhorn gestorben war. "Sie hat ein über die Maßen ungewöhnliches Leben geführt", sagte Hamburgs Altbürgermeister Henning Voscherau. Der enge Freund der Familie schilderte in einer sehr persönlichen und mehrfach von Tränen unterbrochenen Rede, dass Loki Schmidt ihn schon vor vier Jahren um diese Ansprache gebeten habe: "Kann man bei dir noch eine Bestellung aufgeben?" Loki und Helmut, die mehr als 68 Jahre lang verheiratet waren und so gerne noch ihren 70. Hochzeitstag gefeiert hätten, seien "ein ganz besonderes Hamburger Paar" gewesen. "Eine Einheit", sagte Voscherau.
"Ihre bemerkenswert lange Liebe und ihre Bereitschaft, auch in stürmischen Zeiten bedingungslos füreinander da zu sein, ist zum Vorbild geworden", sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Christoph Ahlhaus. Er beschrieb Loki Schmidt als eine Frau "mit dem Herz auf dem rechten Fleck". Sie sei unaufgeregt und selbstbewusst, geradlinig, weltoffen und von natürlicher Bescheidenheit gewesen. "Loki Schmidt war so, wie sich Hamburg gerne sieht", sagte Ahlhaus. Sie sei nie nur im Windschatten ihres Mannes gesegelt, sondern habe ihr eigenes Lebenswerk als Pädagogin und anerkannte Naturschützerin geschaffen.
Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel, den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Horst Köhler sowie Altkanzler Gerhard Schröder waren zahlreiche politische Weggefährten und Freunde zum Staatsakt in den Michel gekommen. Am Ende der 90-minütigen Feier kämpfte Altbundeskanzler Helmut Schmidt mit den Tränen. Tochter Susanne tröstete ihn. In Voscheraus Appell an den "lieben Helmut", jetzt die Hilfe von seinen Freunden anzunehmen, schwang auch etwas Sorge mit: "Damit aus dem abendlichen Alleinsein in deinem Haus in Langenhorn nicht Einsamkeit wird."
Zuvor hatte der frühere hannoversche Landesbischof Eduard Lohse in seiner Predigt Worte des 90. Psalms zitiert. "Unser Leben währet 70 Jahre, und wenn es hochkommt, so sind es 80 Jahre." Das "reich gefüllte Leben" von Loki Schmidt sei noch "ein gutes Stück über dieses Maß hinausgekommen". Sie sei Gott als dem Schöpfer aller Kreaturen auf vielen Wegen immer wieder begegnet. Lohse erinnerte daran, dass Loki Schmidt die christliche Taufe erbeten habe, um sich kirchlich trauen zu lassen. Im Juli 1942 war das, mitten im Krieg, als sie sich die Ehe versprochen haben: "Bis dass der Tod euch scheidet."
"Als Christen aber glauben wir", sagte Michel-Hauptpastor Alexander Röder, "dass der Tod nicht das Ende ist."