Hannelore Schmidt 1919 - 2010 Deutschland trauert um eine große Hamburgerin
Hamburg. Einmal hat sie gesagt, dass Frauen, wenn es darauf ankommt, nicht nur wie ein Mann kämpfen. "Sondern wie zehn Männer." Ihren letzten Kampf hat Hannelore Schmidt verloren. In der Nacht zum Donnerstag ist die Frau von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, die sich selbst seit frühester Kindheit "Loki" nannte, in ihrem Bungalow in Langenhorn gestorben.
Dort war die 91-jährige Hamburgerin Ende September gestürzt und hatte sich den Fuß gebrochen. Nach einer Operation entließen die Ärzte sie Anfang Oktober nach Hause. Ihre Tochter Susanne, eine Finanzexpertin, sei in der Todesnacht bei ihr gewesen, sagte eine Sprecherin des Altkanzlers. Helmut Schmidt hatte sich seit dem Vortag zu einer Veranstaltung in Berlin befunden. Er kehrte am Morgen sofort nach Hamburg zurück.
Vertreter aus Politik und Gesellschaft zeigten sich bestürzt über den Tod von Loki Schmidt. Bundespräsident Christian Wulff sprach von einem "großen Verlust für uns alle". Denn sie war, sagte Wulff, "wenn ich das so ausdrücken darf, auf eine souveräne Weise bescheiden".
Gut 68 Jahre waren Loki und Helmut Schmidt verheiratet. Den 70. Hochzeitstag wollten sie noch erleben. "Das wäre schon schön", hat Loki gesagt. Sie waren unzertrennlich. Doch Loki war mehr als nur die Frau an der Seite.
Sie war immer beides. Sie war die Frau des Bundeskanzlers. Eine selbstbewusste Partnerin in einer politischen Ehe. Und sie war die Loki Schmidt, die nach dem Krieg mehr als 30 Jahre lang in Hamburg Kinder unterrichtete.
Eine streitbare Pädagogin, die für Werte wie Pünktlichkeit und Respekt kämpfte. Und später mit Wissenschaftlern um die Welt reiste und auf zahlreichen Expeditionen exotische, unbekannte Pflanzen suchte - und auch aufspürte. Eine leidenschaftliche Schützerin der Natur.
Und eine selbstbewusste Frau, die ihre Heimatstadt über alles liebte. Und von den Menschen genauso geliebt wurde. "Wenn man mit Loki Schmidt in die Stadt gefahren ist, war das immer ein Ereignis", sagte TV-Moderator Reinhold Beckmann. "Sie war wirklich in den Herzen der Menschen zu Hause. Man kann fast sagen, die Hamburger lagen ihr zu Füßen."
Man kann auch sagen: Berühmt war Helmut, verehrt wurde Loki. "Sie wird für immer unsere Loki sein. Hamburg ist ärmer geworden", sagte Uwe Seeler, ein Ehrenbürger Hamburgs ebenso wie Loki Schmidt, die diese Auszeichnung im vergangenen Jahr erhalten hatte. Außerdem war sie unter anderem Ehrensenatorin der Universitäten Hamburg und St. Petersburg sowie Ehrendoktorin der Russischen Akademie der Wissenschaften.
In Hamburg wurde gestern Trauerbeflaggung angeordnet. Vor dem Haus der Familie Schmidt am Neubergerweg in Langenhorn legten Bürger bereits kurz nach Bekanntwerden des Todes Blumen nieder.
Im Rathaus können die Bürger heute ab 11 Uhr ihre Gedanken und Erinnerungen an Loki Schmidt in ein Kondolenzbuch eintragen. "Es wird in der Rathausdiele ausliegen", sagt Senatssprecher Markus Kamrad. Daneben werde es ein Bouquet geben. "Statt Blumen werden Gräser und Wildpflanzen gewählt. Als Naturschützerin wäre das im Sinne von Loki Schmidt gewesen."
Der Termin für die offizielle Trauerfeier, die im Hamburger Michel stattfinden wird, stand gestern am späten Abend noch nicht fest.