Professor Thomas Straubhaar, 53, ist Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts.
Hamburger Abendblatt:
1. Nach einem aktuellen Gutachten ist die Umwelthauptstadt Hamburg noch sehr weit von den eigenen Klimaschutzzielen entfernt. Was muss passieren?
Thomas Straubhaar:
Man muss noch konsequenter das Verursacher- und das Nutznießerkonzept durchsetzen.
2. Was bedeutet das für den Verkehr?
Straubhaar:
Wer viel Auto fährt, muss mehr bezahlen. Und wer in die Hamburger City fährt und von kurzen Wegen profitieren will, hat besonders viel zu zahlen.
3. Ein Plädoyer für die City-Maut? Was ist daran gut?
Straubhaar:
Die City-Maut wäre ein wunderbares und einfaches Instrument, um das Verursacher- und Nutznießerkonzept in der Praxis durchzusetzen. Man könnte damit den Verkehrsfluss in die Innenstadt nach Stau- und Tageszeiten lenken - in den Stoßzeiten wäre es teurer als mittags oder mitternachts. Man könnte Straßen mit Übernutzung teurer und solche mit freien Kapazitäten billiger machen. Zudem würde es möglich, die Pendler im Speckgürtel stärker zur Kasse zu bitten. Das ist deshalb nicht ungerecht, weil die Pendler von den billigeren Mieten auf dem Lande profitieren.
4. Welche realen Chancen geben Sie der City-Maut?
Straubhaar:
Gegenwind gibt es immer, aber vielleicht wird es gerade den Hamburgern klar, dass sie insgesamt von dieser Umstellung profitieren.
5. Und was muss sich im Öffentlichen Nahverkehr ändern?
Straubhaar:
In Hamburg hat der motorisierte Individualverkehr mit 41 Prozent den höchsten Anteil am Verkehrsaufkommen. Gleichzeitig hat Hamburg einen attraktiven öffentlichen Personennahverkehr. Hinsichtlich seiner Nutzung liegt aber Hamburg hinter Berlin oder Frankfurt am Main zurück, denn nur 17 Prozent ihrer Wegstrecken legen die Hamburger mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Da braucht es mehr Aufklärung darüber, was der Öffentliche Personennahverkehr leistet. Die City-Maut wäre ein Schritt, Hamburger zum Umsteigen zu bewegen.