Ein Kommentar von Alexander Laux.
Für Amtsinhaber wird es manchmal ungerecht, wenn sich frühere Fußballgrößen als Experten zu Wort melden, denen das interne Wissen fehlt und die nicht in der Verantwortung stehen. Uwe Seeler ist aber mehr als nur ein ehemaliger Kicker. Er ist ein herausragendes Symbol dieser Stadt, das für ehrlichen Sport und leidenschaftliche Hingabe steht, für Identifikation mit einem Verein. Wenn der 73-Jährige mit seinem HSV wie jetzt geschehen (siehe Bericht auf dieser Seite) so hart ins Gericht geht und bei einigen Spielern Grundtugenden vermisst, sollten die HSV-Bosse dies nicht als "Opa erzählt vom Krieg"-Äußerungen eines Helden von vorgestern abtun.
Trotz der immer glänzenderen Verpackung, die den Fußball immer mehr als Hightech-Produkt erscheinen lässt, gelten die Grundregeln heute noch genauso wie vor 50 Jahren, als Seeler mit dem HSV die deutsche Meisterschaft feierte. Zwei davon lauten: Eine Mannschaft ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile. Und: Wer sich an seinen technischen Fertigkeiten ergötzt und dabei das Laufen und Kämpfen vernachlässigt, wird gnadenlos scheitern.
Armin Veh sollte zugestanden werden, in Ruhe ein Team zu formen. Eine Stammformation habe nur der Klub, der keine Verletzten zu beklagen habe, dessen Spieler alle im Formhoch seien und der seine Partien gewinne, sagte der HSV-Trainer gestern. Aber Seelers Worte sollte er dennoch als Mahnung abspeichern. Siege können nicht erwartet werden. Aber Hingabe.