Nachbohren, das ist seine Stärke. Alte Strukturen aufbrechen, um Platz zu schaffen für neue Netzwerke. Michael Wendt lebt im Gewand der "Motte", oder wenn man es genau nimmt, des Ottensener Stadtteilkulturzentrums mit ebendiesem Namen. Er führt seit 16 Jahren die Geschäfte einer Einrichtung, die nicht bloß ein kulturelles und soziales Rundumangebot für Kreative beherbergt, sondern - in luftiger Höhe - auch fünf Bienenvölker. Als Zeichen, dass in Ottensen, das jetzt seinen 700. Geburtstag feiert, im Grunde alles möglich ist.
Es ist die Mischung im Stadtteil, die den Single begeistert, die Menschen, das Miteinander. "Dass hier keine Unterschiede gemacht werden", sagt er. Hier kann der Volkswirt Projekte wie die Altonale auf die Beine stellen. Er bringt Menschen zusammen, verhandelt mit Politikern und gönnt sich zwischendurch einen Bummel im Mercado.
Am liebsten ist der 53-Jährige zu Fuß unterwegs. Von seiner Mietwohnung in Bahrenfeld zum Arbeitsplatz in der Eulenstraße sind es nur zehn Minuten. An Wochenenden fährt er mit seinen Inlinern rüber in die HafenCity, weil Stadtentwicklung eben mehr ist als ein Job.
Und wenn er den Asphalt satthat? Dann klettert er aufs Dach seines Kulturzentrums. Da gibt es nämlich ein großstadtkompatibles Anbaugebiet im Kleinformat mit Kürbissen, Johannisbeeren, 14 Hühnern und einem Hahn. Unmöglich? Nee, Ottensen.