Aus einem harmonischen Familienleben lässt sich Lebensfreude schöpfen. Das klingt nach einem Glaubensgrundsatz der 50er-Jahre, aus dem der Kalk rieselt. Tatsächlich ist es das Fazit der Umfrage "Familienleben 2010", vorgestellt von Familienministerin Kristina Schröder (CDU).
Drei von vier Deutschen wünschen sich mehr Zeit für die Familie, eine wachsende Mehrheit junger Leute will Kinder - und will sich für sie auch Zeit nehmen. Elterngeld, Vätermonate und Kita-Ausbau haben das Umdenken sinnvoll begleitet. Die Geburtenrate ist dennoch nicht gestiegen. Und eine Umfrage macht noch keine Politik. Deshalb wirken die Appelle der Ministerin und die Warnungen vor einer "familienfeindlichen Präsenzkultur" in den Unternehmen realitätsfern. So flexibel, wie viele Firmen und ihre Mitarbeiter geworden sind, wünschte man sich die Berliner Politik.
Sicher ist die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere längst nicht optimal. Aber da, wo der Staat mit materieller Hilfe statt wohlfeilen Ratschlägen für Firmen und Familien eingreifen könnte, drücken Sparpakete auf Länder und Städte. Wo ist die Vision von günstigen Kitas? Von Ganztagsschulen für die, die sie brauchen? Familienministerin Schröder wird im Kabinett um Etats und Kompetenzen kämpfen müssen, damit die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie kein Lippenbekenntnis bleibt.