Ich hatte nur einen Gedanken: "Hier muss ich hin." Es war 1997, ich stand auf der Lindenterrasse des Louis C. Jacob und schaute auf ein paar Kutter, die auf der Elbe ihre Bahnen zogen. Dieser Ausblick war irre. Von Grevenbroich aus war ich zum Vorstellungsgespräch nach Hamburg gereist. Für mich war der Wechsel in die Hansestadt nach diesem Moment beschlossene Sache.
14 Jahre später finde ich die Elbe und den Hafen nach wie vor überwältigend. Ich kann das Meer hier förmlich riechen. An manchen Morgen mischen sich Muscheln, Meersalz und ein Hauch Öl zu einem ganz besonderen, unwiderstehlichen Duft für mich. Aber auch die Augen bekommen einiges geboten: Als zum Beispiel das erste Mal die "Queen Mary" aus dem Nebel auftauchte ...WOW! Da bleibt einem Kurpfälzer wie mir schon mal kurz die Luft weg.
Wofür ich gerade als Koch dem Hafen besonders dankbar bin, ist sein Fischmarkt. In keiner anderen deutschen Stadt bekommt man so frischen Fisch. Als Kind habe ich mal im Fischereihafen-Restaurant mit meinen Eltern bei einem Hamburg-Besuch Schellfisch in Senfbutter gegessen; das war der Hammer! Seitdem ist dieses simple Gericht für mich der typische Hamburg-Geschmack. Und was nur wenige glauben, aber dennoch Tatsache ist: Auch ein Sternekoch isst ab und zu gern ein einfaches Fischbrötchen. Und dazu ein kühles Blondes.
Thomas Martin, 43, ist seit 1997 Küchenchef im Restaurant Louis C. Jacob und mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit einem Michelin-Stern.