Der Innensenator und Bürgermeisterkandidat stand 400 GAL-Mitgliedern Rede und Antwort. Nach ersten Protesten gab es wohlwollende Reaktionen
Hamburg. Man kann nicht gerade von einem netten Empfang für den designierten Bürgermeister sprechen: Mit lauten Buhrufen und Spruchbändern - "Beim Schlagen hört die Toleranz auf" oder "Wir sind die GAL - und treiben es mit jedem und überall" - haben rund 20 Protestler den derzeitigen Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) auf dem Mitgliederabend der Grünen in der Freien Akademie der Künste am Klosterwall empfangen. Allerdings: Der Protest richtete sich auch gegen die GAL selbst - viele Demonstranten sind keine Mitglieder, sondern gehören einem überparteilichen Aktionsbündnis an.
Dennoch beschwichtigte Fraktionsvize Antje Möller: "Keine Sorge, unsere Meinungsbildung ist noch nicht abgeschlossen." Deshalb durfte auch das Plakat mit der Aufschrift "Geht's hier zum Streichelzoo?" über dem Eingang zum Sitzungssaal hängen bleiben.
Dort gab es indes immer wieder lauten Beifall und die Grundstimmung der Grünen drang schnell durch die geschlossenen Türen: Man sei noch skeptisch, wolle die Koalition aber fortführen. Denn - und das war den rund 400 Anwesenden klar - an diesem Abend ging es um nicht weniger als die Zukunft des schwarz-grünen Bündnisses. Die gestrige Stimmung sei ein klares Indiz dafür, was am Sonntag auf der Mitgliederversammlung, wo über den Fortgang abgestimmt wird, passieren werde, so der Bürgerschaftsabgeordnete Farid Müller. Und zwar ein positives.
"Er ist kein Erzreaktionär", sagte beispielsweise der Ex-Bürgerschaftsabgeordnete Peter Zamory über Ahlhaus. "Ich denke, wir können mit ihm eine liberale Großstadtpolitik fortführen." Schulsenatorin Christa Goetsch gestand dann auch ein, dass es an diesem Abend ja auch genau darum gehe - und nicht explizit um grüne Inhalte.
So lieferte Ahlhaus dann auch viele bereits bekannte Antworten, zum Beispiel zum Thema schlagende Verbindung: Dies sei nur eine Gastmitgliedschaft gewesen. Auf die Frage, ob Kitas künftig Schongebiet seien, antwortete Ahlhaus: "Ich versuche es, aber ich kann nichts versprechen." Was das drängende Thema Kulturbehörde angeht, sagte Ahlhaus, er habe verstanden, dass der GAL eine eigenständige Behörde wichtig sei. "Wir machen hier großen Druck, weil eine Stadt, die sich als kreative Metropole versteht, dieses Amt erhalten muss", sagte Farid Müller. Fraktionsvize Möller betonte, dass dies so auch eindeutig im Koalitionsvertrag festgehalten worden sei. An diesen wolle Ahlhaus sich "mit Punkt und Komma" halten. Nach diesem Abend sehe er gute Chancen, die Koalition fortzusetzen. Die Entscheidung liege nun bei der GAL. Viele Grüne gaben anerkennend zu, dass Ahlhaus auf dem grünen Podium zunehmend lockerer geworden sei.
Der designierte Bürgermeister, der in einem dunkelgrauen Anzug, aber mit offenem weißen Hemd ohne Krawatte gekommen war, antwortete zum Teil sehr eingehend und ausführlich. Kritiker gab es natürlich trotzdem; für Peter Schwanewilms aus Altona habe Ahlhaus fast auffällig stark betont, "dass er ja gar nicht rechts sei, sondern als Innensenator eine von Ole von Beust zugewiesene Aufgabe habe erfüllen müssen". Und der Ex-GAL-Landeschef Kurt Edler nannte es eine peinliche Veranstaltung mit "kleinkarierten Fragen" und eine "Steilvorlage für Ahlhaus".
Christa Goetsch kam gut gelaunt aus der Veranstaltung: "Christoph Ahlhaus hat ein klares Bekenntnis zur Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie abgegeben." Ahlhaus habe offen eingestanden, wo Unterschiede seien. "Er hat keine Anbiederei gemacht, das finde ich gut." Auch Fraktionschef Jens Kerstan sagte, Ahlhaus habe die Feuertaufe bestanden. Er sei mit Applaus verabschiedet worden und könne mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.