Die Direktorin der Reederei Cunard Line Anja Tabarelli erklärt die Faszination von Seereisen
Sie sah das Meer schon als Baby - und wich seitdem nicht von seiner Seite. Die gebürtige Flensburgerin Anja Tabarelli arbeitet für die englische Traditions-Reederei Cunard Line als Direktorin für Vertrieb und Marketing im deutschsprachigen Raum. Cunard konzentriert sich hauptsächlich auf das Kreuzfahrtgeschäft mit ihren zwei Schiffen, der "Queen Mary 2" und der "Queen Victoria". Im Oktober 2010 soll ein drittes Schiff, die "Queen Elizabeth", in Dienst gestellt werden.
Abendblatt:
Kreuzfahrt - das ist doch bis heute ein Synonym für öd-monotone und arg teure Schiff-Trips, bei denen versnobte Smoking-Senioren ihre Pension beim Cocktail-Schlürfen auf dem Sonnendeck verjuxen. Oder?
Anja Tabarelli:
Dieses Klischee hält sich leider bis dato hartnäckig. Aber mehr als ein Klischee ist dieses Bild eben auch nicht.
Dennoch ist eine Kreuzfahrt wohl kein Abenteuerurlaub zum Spottpreis?
Nein, aber dennoch kann man auf einem Ocean Liner einiges erleben: Kino, Kasino und Konzerte sowie Planetariums-Vorführungen, Sport und Wellness genauso wie Ruhe und Regeneration. Und man muss dafür auch kein Vermögen mehr bezahlen.
Gibt es ein spezielles Kreuzfahrt-Gefühl?
Ja. Das Besondere ist dieses Der-Weg-ist-das-Ziel-Empfinden, dieses Ohne-Uhr-Sein. Diese Zeit- und Schwerelosigkeit, die sich automatisch bei jedem einstellt, der vor sich nichts als Wind und Wellen sieht, nichts als Himmel und Horizont ...
Ihre gute Arbeitsmoral ist für Cunard Line nicht ohne Folgen geblieben. So haben Sie es etwa in den Jahren 2004 bis 2009 geschafft, die Passagierzahlen der Hamburger Abfahrten zu verdreifachen. Was ist neben allem Fleiß Ihr Erfolgsgeheimnis?
Ein Geheimnis gibt es nicht. Jedoch habe ich das Glück, mit einem hoch motivierten Team zusammenarbeiten zu dürfen. Außerdem gibt es den freudigen Umstand, dass wir aktuell in der Boomzeit des deutschen Kreuzfahrt-Marktes leben.
Mit welchen Mitteln tun Sie das?
Einerseits mit guter Werbung, die vor allem auch in Veranstaltungen wie den massenbestürmten Empfängen der "Queen Mary 2" liegt. Andererseits mit Angeboten, die es dank eines fairen Preis-Leistungs-Verhältnisses beispielsweise auch einem Studenten, der gespart hat, ermöglichen, in den Genuss eines Kreuzfahrt-Urlaubs zu kommen.
Welches Projekt möchten Sie unbedingt noch verwirklichen?
Die Fahrt von zwei oder gar drei Queen-Schiffen vorbei an den Landungsbrücken. Stellen Sie sich dieses Bild einmal vor, am besten noch mit der Elbphilharmonie im Hintergrund!