Der Gründer des Hamburger Handelskonzerns lebt in Berlin. Auch als Wohltäter engagiert sich der Kaufmann.

Hamburg. Der als Versandhauskönig bekanntgewordene Unternehmer Werner Otto wird 101 Jahre alt. Der Firmengründer feiert den Ehrentag am heutigen Freitag in Berlin, wie die 1965 von ihm gegründete Immobilienfirma ECE am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Otto erfreue sich „weiterhin guter Gesundheit“, hieß es.

Bekannt wurde der Manager als Gründer des Otto-Versands, den er 1949 mit 6.000 Mark Startkapital und drei Mitarbeitern ins Leben rief. Heute ist die Otto-Group der größte Versandhandel der Welt und Werner Otto Milliardär.

Die 50er Jahre waren eine Erfolgsgeschichte für Otto und sein Unternehmen. Damals waren vor allem die Bürger auf dem Land von den großen Kaufhäusern in den Städten abgeschnitten. Da kam der Versandhandel gerade recht, und Werner Otto setzte sich schnell an die Spitze der Branche.

Bald erkannte er, dass das Verschicken von Katalogen langfristig nicht reicht. Er gründete den Hermes-Versand, dessen hellblaue Lieferwagen die Waren bis in die entferntesten Dörfer bringen und der heute eine ernste Konkurrenz für die Post ist. Als erster Versandhandel nahm Otto Bestellungen per Telefon entgegen und verzichtete auf Bezahlung bei Lieferung. Der Mut zu Neuem zahlte sich aus: 1951 verbuchte das Unternehmen 1 Million Mark Umsatz, 1953 schon 5 Millionen. 1958 setzte Otto 100 Millionen Mark um.

Dem unternehmungslustigen Otto reichte das Versandgeschäft allerdings nicht. Somit verkaufte er Anfang der 60er Jahre 25 Prozent der Firma an die Essener WAZ-Gruppe und steckte das Geld in neue Projekte. Ende 1965 kaufte der Unternehmer die Immobiliengesellschaft ECE. Die Firma baut und vermietet Einkaufszentren und ist heute die größte dieser Art in Europa. Im Jahr 2008 kaufte die Familie Otto den WAZ-Anteil zurück.

Seit 2000 führt Otto-Sohn Alexander die Firma. Den Versand leitete über Jahrzehnte der älteste Sohn Michael, der inzwischen in den Aufsichtsrat gewechselt ist. Schon über 60, baute Werner Otto später noch Immobilienprojekte in Kanada und den USA auf.

Der erfolgreiche Unternehmer zeigte sein Leben lang gesellschaftliche Verantwortung. Er führte früh und freiwillig die Fünf-Tage Woche ein, wurde im großen Stil Spender. In Hamburg gab er Geld für moderne Behandlungsmethoden in der Kindermedizin, in seinem Geburtsort Seelow östlich von Berlin ließ er die Kirche restaurieren. In Berlin kaufte Otto eine neue Bühne für das Konzerthaus, in Hamburg beteiligte er sich an der Sanierung des Jungfernstieges. Der berühmten Harvard-Universität in den USA bezahlte der Unternehmer ein Museum. Die Summe der Spenden liegt bei mehr als 20 Millionen Euro.

Otto erhielt für sein Engagement zahlreiche Orden und Ehrentitel. Er lebt heute zurückgezogen mit seiner Frau Maren in Berlin. Die Hauptstadt verlieh ihm zum 100. Geburtstag die Ehrenbürgerwürde.