Pakistan benötigt dringend Spenden des Westens.
Es sind Szenen aus Absurdistan: Während Tausend Dörfer Pakistans in einer Jahrhundertflut untergehen, die Leichen von Menschen und Tieren im Wasser treiben, die Ernte verdirbt und sich 14 Millionen Menschen ihres Obdaches und der Nahrung beraubt sehen, während der Staatspräsident zunächst seelenruhig weiter im Ausland umherreist - bieten die radikalislamischen Taliban-Terroristen der Regierung in Islamabad Millionen an, falls sie internationale Hilfe ablehnt.
Trotz erschütternder Bilder und Berichte aus der Katastrophenregion erreicht dieses Drama nur schwer die Herzen der Menschen in Europa. Selbst bei den großherzigen Deutschen ist die Spendenbereitschaft gedämpft. Ein Wunder ist dies nicht - gilt Pakistan doch als eigentlicher Herd des schwärenden Hindukusch-Konfliktes, als Katalysator des Terrorismus. Man weiß ja: Ursprünglich waren die Taliban radikalisierte Koranschüler aus Pakistan. Dessen mächtiger Geheimdienst ISI bekämpft und fördert die Taliban zur selben Zeit und mag damit auch den Tod deutscher Soldaten herbeiführen. Nach jüngsten Erkenntnissen stammten wohl auch die Mörder des Ärzteteams in Afghanistan, zu der eine Deutsche zählte, aus Pakistan. Hochgerüstete Atommacht ist das Land; es hat eine gewaltige Armee und eine schwache, korrupte Regierung. Teile des Landes sind bereits unter Kontrolle radikaler Islamisten. Sympathie und Mitgefühl weckt dies nicht eben. Doch gerade auch, weil Pakistan eine strategische Schlüsselposition zwischen China und Indien einnimmt, weil seine Atomwaffen keinesfalls in die Hände mörderischer Eiferer fallen dürfen, die Mädchen töten, nur weil sie lernen wollen, dürfen uns das ferne Land und das Leid seiner Menschen nicht gleichgültig sein.
Die Taliban bedienen sich einer Strategie, die bereits der ebenfalls radikalislamischen, aber doch ungleich zivilisierteren Hamas in Nahost zum Erfolg verholfen hat: Sie übernehmen soziale Hilfsdienste und füllen damit jenes gefährliche Vakuum aus, das der inkompetente und oft gleichgültige Staat hinterlässt. Ein Vater, dessen Kinder zu verhungern drohen, wird die Hilfe der Taliban bereitwillig annehmen und ihnen damit künftig verpflichtet sein. Noch vermag vor allem die Armee das totale Scheitern des pakistanischen Staates zu verhindern. Doch wenn die Menschen im Westen nicht helfen - wenn auch zähneknirschend -, könnte das zynische Kalkül der Islamisten am Ende aufgehen. Und spätestens, wenn die Taliban Atomraketen in den Händen halten und ganz Asien bebt, wird uns Pakistan unmittelbar angehen.