Marion Philipps vom Sturmflutwarndienst weiß, wann das Wasser steigt

Eigentlich gibt es den Beruf des "Funkers" im Hamburger Hafen nicht mehr. Doch besonders in Notsituationen wird auf das gute alte Funkgerät zurückgegriffen: Bei der Arbeit des Sturmflutwarndienstes (WADI) spielt es eine zentrale Rolle. Die Vermessungstechnikerin Marion Philipps, 44, arbeitet hauptberuflich bei der Hamburg Port Authority (Hafenamt) und ist ehrenamtliche Funkerin.

Abendblatt:

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich für den Sturmflutwarndienst?

Marion Philipps:

Es ist für mich selbstverständlich, dass ich mich für etwas so Wichtiges einsetze. Der WADI wurde nach der Sturmflutkatastrophe von 1976 eingerichtet, da hat man gesehen, was eine Flut anrichten kann.

Was ist es für ein Gefühl, dass an etwa 400 Meldeempfängern Menschen die eigenen Funksprüche hören, womöglich, wenn sie in einer brenzligen Situation sind?

Als ich vor 15 Jahren anfing, war ich schon ziemlich nervös. Ein Zahlendreher würde bei einer Angabe zum Pegelstand eine Panik auslösen. Aber irgendwann legt sich diese Unsicherheit. Wenn wir wirklich in Aktion treten müssen, versuche ich, zwischen meinen Funkeinsätzen Ruhe in unser Team zu bringen.

Wie muss man sich denn die Arbeit beim WADI vorstellen? Hektik pur?

Nein, es ist unsere Aufgabe, auch in stressigen Situationen ruhig zu bleiben und keine Fehler zu machen. Die Hauptaufgabe meiner Kollegen ist es, Vorhersagen für die Wasserstände in den nächsten Stunden zu errechnen. Mir werden dann diese Angaben vorgelegt. Wenn dann der Einsatzleiter diese Daten freigibt, versorge ich die Zuhörer alle halbe Stunde mit Infos über die derzeitigen Berechnungen.

Womit können Sie denn dienen?

Wir können Vorhersagen ab neun Stunden vor dem Höchstwasserstand in Hamburg machen. Dazu gehören Angaben über den Wasserstand, die Windstärken, Temperatur und so weiter. Auf Basis dieser Infos können dann die Katastrophenschutz-Organisationen reagieren, beispielsweise den Hafen evakuieren. Auch betroffene Anwohner orientieren sich an meinen Funksprüchen.

Wann müssen Sie in Aktion treten?

Wir arbeiten im Bereitschaftsdienst. Wenn Wasserstände höher als 4,5 Meter über Normalnull erwartet werden, dann sind wir gefragt - dann müssen wir antreten.

Was darf einem guten Funker nie passieren?

Auch bei einer Übung wird echt gefunkt. Da darf ich um Himmels willen nicht vergessen, vor und nach dem Funkspruch deutlich "Übung - Übung - Übung" zu sagen.