Seit neun Jahren kämpfen die Soldaten der internationalen Gemeinschaft in Afghanistan. Es dauerte über acht Jahre und Hunderte getötete Isaf-Soldaten, bis ein deutsches Regierungsmitglied zugab, dass man diesen Kampf eigentlich Krieg nennen müsse. Weitere Monate und viele weitere Gefallene später räumte derselbe Politiker, Verteidigungsminister Guttenberg, ein, dass man Afghanistan niemals werde so stabilisieren können wie eine westliche Demokratie. Angesichts seiner kurzen Zeit im Amt muss man Guttenberg dankbar sein für seine offenen Worte. Jetzt ist Nato-Generalsekretär Rasmussen Guttenbergs Beispiel gefolgt und hat sich ehrlich gemacht: Ja, es werde weitere Tote in Afghanistan geben, ja, das Land werde noch lange Jahre die Hilfe des Westens benötigen, schrieb Rasmussen im Abendblatt.
Diese neue Ehrlichkeit ist bitter und kommt spät. Doch wenn die Afghanistan-Konferenz in Kabul zu einem Erfolg führen soll, müssen jetzt auch die unschönen Wahrheiten auf den Konferenztisch. Die internationale Schutztruppe wird sich zwar schrittweise aus Afghanistan zurückziehen, aber wenn das Land nicht ins Chaos abrutschen soll, wird sie noch mehrere Jahre in dem Land bleiben müssen. Wenn man also Frieden in der Region will, setzt man das Leben auch deutscher Soldaten aufs Spiel. Dieser Preis ist sehr hoch. Die Deutschen haben verdient, dass man ihnen das offen ins Gesicht sagt.