Bildungssenatorin Goetsch kämpft seit Jahren für eine Schulreform. Sollte sie den Volksentscheid gewinnen, hätte die Grünen-Politikerin ihr Ziel erreicht.
Hamburg. Sie wirkt abgekämpft. Hamburgs Schulsenatorin Christa Goetsch ist anzusehen, dass sie die Auseinandersetzungen um die wohl größte Schulreform in der Geschichte der Hansestadt nicht kalt gelassen haben. Seit Monaten hat die 57-jährige Grünen- Politikerin fast nichts anderes getan, als wieder und wieder den Sinn und Zweck sechsjähriger Primarschulen zu erklären und Eltern die Ängste davor zu nehmen.
Goetsch ist Überzeugungstäterin. Die zweite Bürgermeisterin in Deutschlands erstem schwarz-grünen Regierungsbündnis auf Landesebene ist beseelt von der Vorstellung, dass alle Kinder gleiche Chancen haben müssen. Sie gilt zwar als Realpolitikerin und Pragmatikerin mit Weitblick. Doch bei den Koalitionsverhandlungen mit der CDU ließ die frühere GAL-Fraktionsvorsitzende keinen Zweifel daran, dass eine schwarz-grüne Koalition nur über einen grundlegenden Wandel in der Bildungspolitik zustande kommen wird.
Goetsch weiß, wovon sie spricht. Die Tochter eines Professors für Bakteriologie war selbst Lehrerin und unterrichtete mehr als 20 Jahre in Hamburg Biologie, Physik und Chemie. An Brennpunktschulen in Wilhelmsburg und Altona erlebte sie dabei hautnah, was es vor allem für Kinder mit Migrationshintergrund oder aus benachteiligten Familien bedeutet, auf deutsche Schulen zu gehen.
Schon als Oppositionspolitikerin – sie kam 1997 in die Bürgerschaft und wurde 2002 Fraktionsvorsitzende – entwickelte die gebürtige Bonnerin mit einer bayerischen Schulkarriere deshalb ein Bildungssystem, das mehr Gerechtigkeit für alle bringen sollte. Es sah neun Jahre gemeinsames Lernen vor.
Goetsch gilt als „lebensnah und weltoffen“, lebt mit ihrem Mann - ebenfalls Lehrer – im Szene-Stadtteil Ottensen und liebt den Plausch auf der Straße, das Kochen, Segeln und Opern. Wenn die temperamentvolle Politikerin mit den schwarzen Locken aber von etwas wirklich überzeugt ist, kann sie Kritikern gegenüber durchaus auch leicht arrogant wirken. So unterschätzte sie den Protest gegen die Schulreform vollkommen, tat ihn zunächst als einen Aufstand der Gucci-Fraktion aus den Elbvororten ab.