Eine Glosse von Kai-Hinrich Renner
Man darf Leif Nüske, den Betreiber des Mojo Clubs, mit Fug und Recht einen Trendsetter nennen. So kann es nur wenig erstaunen, dass er das erste Konzert seines Clubs schon kommenden Montag am neuen Standort, den "Tanzenden Türmen" an der Reeperbahn, stattfinden lässt. Und da man das Gebäudeensemble von Stararchitekt Hadi Teherani nicht in einer knappen Woche mal eben so hochziehen kann, lässt Nüske die Soulband Plan B vor ausgewähltem Publikum in der Baugrube musizieren. Denn genau darin liegt ja der Clou des Gigs: Nichts ist in Hamburg derzeit angesagter als die Ästhetik des Unfertigen. Und was liegt da näher als ein Konzert auf einer Baustelle?
In aller Bescheidenheit kann auch das Abendblatt für sich in Anspruch nehmen, diesem Trend Vorschub geleistet zu haben. Schließlich baten wir in diesem Jahr anlässlich unseres Neujahrsempfangs nicht in irgendein Hotel, sondern in die Baustelle der Elbphilharmonie.
Natürlich würden wir uns nie anmaßen, uns mit der Kulturbehörde zu messen, die es beim Zelebrieren des Unfertigen zu wahrer Meisterschaft gebracht hat. Mal droht sie der Fabrik in Altona per Ultimatum mit Mittelentzug. Dann nimmt sie das Ultimatum zurück. Mal müssen Museen wegen des Austausches von Brandklappen schließen, dann wieder nicht. Kulturpolitik als ewige Baustelle - das ist Work in Progress in Vollendung. Chapeau!