Nur die Frauenquote hat eine Chance gegen überholte Rollenbilder.
Deutschland diskutiert die Frauenquote, nun auch für die Wirtschaft. Und das ist gut so. Denn dass Frauen nicht nur schlechter bezahlt werden als Männer und von Führungspositionen nahezu ausgeschlossen sind, ist ein Skandal. Zum Teil liegt das an immer noch festgefahrenen Geschlechterrollen in der Erziehung. Die sind nur schwer aus den Köpfen zu verbannen. Auch deshalb brauchen wir eine Quote.
Und es ist gut, dass sie längst nicht mehr als ein Anliegen vermeintlicher Ideologen betrachtet wird. Das beweist allein die Tatsache, dass so unterschiedliche Politiker wie die konservative Familienministerin Kristina Schröder (CDU), die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) und der Hamburger Justizsenator Till Steffen (GAL) öffentlich darüber nachdenken.
Schon im Grundgesetz steht, dass niemand wegen seiner Rasse, seines Glaubens oder seines Geschlechts benachteiligt werden darf. Die Quote ist nur die Brücke in eine bessere Welt. Frauen müssen sich dann nicht mehr wie Männer benehmen, wenn sie Zutritt zur Chefetage haben wollen. Margaret Thatcher, die britische Staatschefin, wurde zu Recht die eiserne Lady genannt. Wir brauchen aber nicht noch mehr stählerne Amazonen, die Männer das Fürchten lehren. Wir brauchen Frauen in verantwortungsvollen Positionen, die ihre eigene Sicht mitbringen.
Eigentlich reichen schon Fakten: Derzeit gibt es nur drei Prozent weibliche Vorstände in Deutschland. Das ist die traurige Bilanz einer jahrzehntelangen Debatte um Partizipation in einer modernen Gesellschaft. Allein auf den Willen männlicher Entscheider zu setzen - diese Hoffnung wurde enttäuscht, trotz erfreulicher Ausnahmen.
Sicher: Quoten beleidigen unser Wirtschaftssystem, sie sind ein Prinzip der Planwirtschaft. Ein Unternehmer muss sich seine Angestellten frei aussuchen dürfen, auf allen Stufen der Karriereleiter. Doch wird ein Mann bestreiten, dass genug weibliche Spitzenkräfte in der Warteschlange stehen? Warum kommen sie nicht zum Zug? Dabei ist unsere Gesellschaft auf dem richtigen Weg. Der Zugang zu Bildung steht beiden Geschlechtern längst offen. Frauen machen sogar oft die besseren Abschlüsse. Mithilfe der Frauenquote werden Vorbilder heranwachsen, weibliche und männliche, die einen Rhythmus vorgeben, der den Testosteronspiegel am Arbeitsplatz senkt. Das ist übrigens auch gut für alle Herzen, die nahe am Infarkt klopfen.