Es gibt leichtere Jobs, als in diesen Wochen katholischer Priester zu sein. "Die Menschen sind unzufrieden und betroffen. Sie erwarten, dass ich etwas zu den Missbrauchsfällen in unserer Kirche sage, und wollen wissen, was ich darüber denke", sagt Christoph Giering. Die Menschen, das sind 11 000 Gemeindemitglieder der zusammengelegten Pfarreien in Eidelstedt, Niendorf und Stellingen. Sie haben seit 2008 einen Pfarrer, der von sich sagt: "Ich möchte hier sein als ein Mensch unter Menschen, um Menschlichkeit zu finden."
Christoph Giering ist "wieder da". Wurde vor 50 Jahren in Hamburg geboren, ging nach dem Abi auf der St.-Ansgar-Schule zur Marine nach Eckernförde, studierte Theologie in Frankfurt und arbeitete als Priester in Osnabrück, Bremen und Itzehoe, bevor er in seine Heimatstadt zurückkehrte. Hier fühlt er sich "am richtigen Platz", auch weil er einer "lebendigen Gemeinde mit vielen engagierten Leuten" vorsteht.
Und das mindestens sechs Tage in der Woche. Als Seelsorger, im Gottesdienst oder auf Gemeindefesten, wo er schon mal zur Gitarre greift. Ebenso gerne ist er ruhiger Zuhörer - katholisch sein bedeutet für ihn "Brücken bauen". Als Prediger bevorzugt er klare Worte. "Es ist nicht hilfreich, wenn die Leute runterschlucken, was sie denken." Macht er selbst auch nicht. "Es ist wichtig, dass beim Thema Missbrauch jetzt alles an die Öffentlichkeit kommt. Verschweigen hilft keinem."