11,5 Millionen Euro, so eine vorsichtige Schätzung, kostet die Sanierung von St. Nikolai. Mindestens. Das ist sehr viel Geld - zumal für eine Ruine, wird mancher sagen. Ist es vielleicht sogar zu viel Geld? Nein. Denn der Erhalt dieses Antikriegs-Mahnmals an der Willy-Brandt-Straße ist unbezahlbar wertvoll: damit die Vergangenheit auch in Zukunft nicht in Vergessenheit gerät.

Der Turm der ehemaligen Hauptkirche ragt wie ein "mahnender Zeigefinger" knapp 150 Meter hinauf in den Hamburger Himmel und ist damit ein weithin sichtbares Wahr- und Warnzeichen, das an die Zerstörung Hamburgs im Zweiten Weltkrieg und grundsätzlich an die Opfer von Terror- und Gewaltherrschaft erinnert. St. Nikolai muss gerettet werden, weil die Ruine in einem glücklicherweise längst wieder vollständig hergestellten Stadtbild der vielleicht letzte zentrale Ort ist, der ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte noch von außen sichtbar und gleichzeitig von innen erfahrbar macht: Denn mehr als 100 000 Besucher, Hamburger Schulklassen ebenso wie Zehntausende Touristen aus dem Ausland, schauen sich jedes Jahr das zeitgeschichtliche Dokumentationszentrum im Keller des einstmals höchsten Bauwerks der Welt an.

Am 28. Juli 1943 diente der Turm den alliierten Bombern in der "Operation Gomorrha" als Orientierungspunkt. Wie die Häuser der meisten Gemeindemitglieder versank auch die Kirche im Feuersturm. Das, was von ihr übrig blieb, erinnert an die "schlimmste Niederlage der Moral", wie Altkanzler Helmut Schmidt sagte, der sich früh dafür eingesetzt hatte, die Überreste der Kirche zum Mahnmal zu erklären. Es wäre ein Wunsch, dass durch Fördermittel und Spenden das nötige Geld für die Sanierung zusammenkommt, damit St. Nikolai am 28. Juli 2013 - also auf den Tag 70 Jahre nach der Zerstörung - möglichst vielen Besuchern offen steht. So wie die Gedächtniskirche in Berlin, deren Fenster und Wände gerade erst aufwendig gereinigt wurden. Das bundesweit bekannteste Antikriegs-Mahnmal am Kurfürstendamm könnte für St. Nikolai ein Vorbild sein: Der SPD-Politiker Johannes Kahrs schlägt den Bau einer Begegnungsstätte neben der Ruine vor. Eine gute Idee. Damit wäre St. Nikolai dann - noch mehr als jetzt schon - eine Ruine mit Zukunft.