Die Elbe tritt über die Ufer, der Anwohner parkt in einem tiefliegenden Gebiet – und wird per Handy daran erinnert, dass er umparken muss.

Hamburg. Ob Hochwasseralarm oder ein Großbrand in der Nachbarschaft, bei dem die Feuerwehr rät, Fenster und Türen geschlossen zu halten – die Anwohner erfahren es sofort per SMS auf ihrem Handy.

Von diesem Service können alle Hamburger profitieren, die sich beim Katastrophenfrühwarnsystem Katwarn angemeldet haben. Das vom Fraunhofer-Institut entwickelte System wurde im August 2011 von Innensenator Michael Neumann (SPD) symbolisch in Betrieb genommen. Mit diesem System bestehe die Möglichkeit, postleitzahlengenau zu informieren, so Neumann über das System, das in Hamburg erstmals flächendeckend ein Bundesland bedient. Katwarn gibt es bislang in Aurich, Frankfurt am Main und Gebieten Bayerns.

Das Infosystem versendet bei Unglücksfällen via SMS oder E-Mail Warnungen der Feuerwehr und dem zentralen Katastrophendienststab der Hamburger Innenbehörde, die Infos zur Gefahr enthalten (Sturmflut, Großbrand oder Gefahrengutunfall) sowie Verhaltensempfehlungen. Zum Beispiel: »Sturmflut-Warnung der Innenbehörde, gültig ab sofort, für PLZ 20457, tiefliegende Außendeichgebiete verlassen«.

Seit dem 16. April 2012 macht die Stadt Hamburg in den Verkehrsmitteln des HVV auf den Warndienst aufmerksam, insgesamt läuft die Werbeaktion für vier Wochen. „Allein seither haben wir einen Anmeldungszuwachs von 18 Prozent zu verzeichnen – auf aktuell 9.772 Nutzer“, freut sich Frank Reschreiter von der Behörde für Inneres und Sport. Über den gesamten Katwarn-Zeitraum seit August 2011 seien 16 Warnungen versandt worden, die letzte am 22. Januar mit dem Inhalt „Hochwasser“. Weitere Meldungen der vergangenen Monate betrafen einen Kampfmittelfund, Schadstofffreisetzungen oder Binnenhochwasser. „Doch der Löwenanteil mit zwölf Warnungen sind Sturmflutmeldungen“, erklärt Reschreiter.

Ersetzen kann Katwarn andere Systeme wie Sirenen oder Radiodurchsagen jedoch nicht. Beispielsweise fällt das System bei einer Überlastung des Handynetzes möglicherweise aus. Zudem ist es nur möglich eine Postleitzahl anzugeben. Befindet sich der Nutzer außerhalb seines angegebenen Bereichs, bleibt sein Handy im Katastrophenfall stumm.

Die Kosten für Katwarn trägt die Stadt Hamburg, die technische Plattform stellt die Hamburger Feuerkasse der Stadt kostenlos zur Verfügung. Dr. Hartwig Essert, Vorstand der Hamburger Feuerkasse, hofft, so Schäden vermeiden zu helfen und im Katastrophenfall gering zu halten. Für Ulrich Meissen vom Fraunhofer ISST stellt es einen großen Vorteil dar, dass über diesen Weg direkt Verhaltensanweisungen an die Bevölkerung weitergegeben werden können. Das beuge Fehlinterpretationen und Fehlverhalten vor, da der Großteil der Bevölkerung nicht mehr daran gewöhnt ist, im Falle von Gefahren oder Bedrohungen selbstständig geeignete Maßnahmen zur Gefahrenabwehr zu ergreifen.

Die Anmeldung für Katwarn erfolgt per SMS über die Servicenummer 0163-755 88 42 unter Angabe des Stichworts »KATWARN« und der Postleitzahl ihres Wohnorts. Das sieht dann aus wie folgt: SMS an die angegebene Nummer mit dem Inhalt: KATWARN 20355, sofie.musterfrau@mail.de (für die PLZ 20355, Angabe der E-Mail-Adresse ist optional). Über die Servicenummer können nur SMS und keine Sprachanrufe angenommen werden. Die Anmeldung ist nur mit einer gültigen Postleitzahl innerhalb der Stadt Hamburg möglich. Außer dem üblichen SMS-Preis des Mobilfunkanbieters für die einmalige SMS-Anmeldung entstehen keine weiteren Kosten. In Abständen von etwa sechs Monaten wird eine Testwarnung verschickt, bei der die korrekte Funktion des Warnsystems überprüft wird. Eine Abmeldung ist jederzeit möglich durch eine SMS mit dem Inhalt »KATWARN AUS« an die Service-Nummer. Danach werden keine weiteren Warnungen verschickt. Alle Informationen finden sich auch unter www.hamburg.de/katastrophenschutz. (abendblatt.de/ahl)