Eine Gefahr droht aus nuklearen Schwellenländern
Als der Kalte Krieg mit dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums endete und westliche Militärs Zugang zu den Unterlagen ihrer einstigen Gegner erhielten, stockte ihnen der Atem. Für den Fall eines Krieges hatte der Kreml, um seine technologische und wirtschaftliche Unterlegenheit wissend, eine sofortige flächendeckende Bombardierung Westeuropas mit Atomwaffen geplant. Erst da wurde uns klar, wie knapp wir alle einer Apokalypse entgangen waren.
Die Bundesrepublik ist heute von Freunden umzingelt; die vereinigte militärische Gewalt von Bundeswehr und NVA, die mehr als 650 000 Soldaten mit mehr als 6000 Kampfpanzern umfasst hätte, wurde dramatisch abgerüstet - geblieben sind 200 000 Mann und 225 aktive Panzer. Militärisch ist die Wirtschaftsgroßmacht Deutschland alles andere als ein ernst zu nehmendes Schwergewicht.
Warum sollte sie das auch sein - wirkt Europa doch wie ein modernes Shangri-La, eine Oase des Friedens. Doch in anderen Teilen der Welt brodelt es gewaltig, wachsen die Arsenale beängstigend. Eine ungezügelte Aufrüstung etwa des Iran kann auf Dauer nicht ohne sicherheitspolitische Konsequenzen auch für Europa bleiben.
Es wäre fatal naiv, darauf zu vertrauen, dass das Regime in Teheran eine mögliche Bewaffnung mit atomar bestückten Langstreckenraketen weder politisch noch militärisch nutzt.
Ähnliche Gedanken dürften Japaner und Koreaner angesichts des bizarren, aber waffenstarrenden Regimes in Pjöngjang und die Inder bezüglich der labilen, teilweise mit militanten Islamisten kooperierenden Atommacht Pakistan bewegen.
Die klassischen Atommächte haben sich bezüglich ihrer Endzeitwaffen stets rational und verantwortungsbewusst verhalten; das gilt aber auch für Indien und Israel. Für manche nuklearen Schwellenstaaten sollte man nicht die Hand ins Feuer legen.
Es droht eine weltweite Aufrüstungsspirale. Notwendig sind - wie einst im Kalten Krieg - neue Abrüstungsinitiativen. Um den fünften Reiter der Apokalypse, den Atomkrieg, weiter im Zaum zu halten.