Jede Privatperson, würde sie Ein- und Ausgaben planen wie der Bundesfinanzminister, wäre ein Fall für die Schuldnerberatung; jede Firma ein Fall fürs Insolvenzrecht. Jahr für Jahr neue Schulden aufzunehmen und das seit 43 Jahren - solche Eskapaden kann sich sonst niemand leisten.
Nun ist der Staat nur begrenzt mit seinen Bürgern gleichzusetzen. Und die gestern von der Bundesregierung beschlossenen Haushaltspläne von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bieten wenigstens eine hoffnungsvolle Perspektive: die jahrzehntelange Misswirtschaft absehbar zu beenden. Löblich ist das Ziel, ab 2016 keine "neuen" Schulden mehr zu machen. Wann, wie und ob der gigantische Schuldenberg aber abgetragen werden kann, bleibt das größere Problem der uns folgenden Generationen.
Zurück zur aktuellen Finanzplanung. Da steckt der Teufel im Detail. Wo ist bei guter Konjunktur und sinkenden Arbeitslosenzahlen am meisten zu holen (solange niemand die Steuerschraube noch weiter anziehen will)? Richtig: in den Sozialkassen. Denn in sie fließen in unserem funktionierenden Staatswesen Milliardensummen, direkt vom Lohnzettel, ohne je die Nettokassen aller fleißigen Angestellten erreicht zu haben. Sind diese Geldtöpfe, konzipiert für Krankenkasse, Arbeitslosen- und Rentenversicherung, gut gefüllt, bedienen sich aus ihnen gern die Politiker, indem sie die - eigentlich von allen Steuerzahlern, inklusive der Beamten, zu tragenden - Gemeinlasten zusammenstreichen und so die beitragszahlenden Arbeitnehmer unanständig über Gebühr belasten. So macht es auch Schäuble, indem er den Bundeszuschuss an Renten- und Arbeitslosenkasse kürzt.
Ist dieser Missgriff erlaubt? Vielleicht des höheren Zieles wegen, weitere Schulden einzudämmen? Im Prinzip ja. Aber ein mulmiges Gefühl bleibt. Vor allem wegen der zahlreichen Unwägbarkeiten in der Finanzplanung. Denn Euro-Rettung und (nicht eingeplante) Konjunkturdellen können Nullkommanix alle Zahlenspiele wieder über den Haufen werfen. Nur eins bleibt sicher: Am Ende zahlen wir Bürger.