Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks stellt Konzept vor: Bei der Peer-Beratung helfen Betroffene in den Klinik-Ambulanzen anderen Patienten.

Hamburg. Hilfe von Gleichgesinnten: Psychisch Kranke und ihre Angehörigen können sich nun an vielen Hamburger Kliniken von speziell ausgebildeten Betroffenen beraten lassen. Das Konzept „Peer-Stadt Hamburg“ wurde am Montag von Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) in der Handelskammer vorgestellt. Das englische Wort „peer group“ meint eine Gruppe von Gleichgestellten.

„Hamburg ist weltweit die erste Metropole, die Peer-Beratung flächendeckend in nahezu allen Klinik-Ambulanzen anbietet“, sagte Prüfer-Storcks. Die Beratung durch Betroffene zeichne aus, dass diese „Experten in eigener Sache“ seien. Sie sei überzeugt, dass psychisch Kranke davon profitieren könnten. Das Programm ist Teil des Projektes „psychenet – Hamburger Netz psychische Gesundheit“.

Studien aus den USA und Großbritannien hätten unter anderem gezeigt, dass Beratung durch „Gleichgesinnte“ dabei helfen könne, dass Patienten ihre Behandlung seltener abbrechen, hieß es in einer Mitteilung dazu. Die Berater – Patienten und Angehörige von psychisch Kranken – wurden von einem Team vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) geschult. Die Ausbildung dauerte ein Jahr.

Laut einem der Leiter, Professor Thomas Bock vom UKE, gibt es bislang 25 Betroffene sowie 16 Angehörige, die als Peer-Berater ausgebildet wurden. Das Projekt wurde über einen längeren Zeitraum vorbereitet und nun offiziell gestartet, derzeit gibt es das Angebot an acht Standorten. Die Patienten, die dies in Anspruch nehmen, haben eine große Bandbreite an Beschwerden, dazu gehören Depressionen oder Psychosen. „Bei Schwierigkeiten müssen die Berater dies den professionellen Mitarbeitern mitteilen“, sagte Bock.

Die Zahl der psychischen Erkrankungen in der Hansestadt habe zugenommen, obwohl die Versorgung gut sei, sagte Prüfer-Storcks. Im Jahr 2011 habe die Hansestadt 23 340 Krankenhausbehandlungen aufgrund psychischer Krankheiten gezählt. Dies sei eine Zunahme um 1600 im Vergleich zum Vorjahr, sagte die Senatorin. Auf 1800 Einwohner Hamburgs kommt den Angaben zufolge ein Psychotherapeut, bundesweit seien es 2600 Einwohner pro Therapeut. „Hamburg hat die meisten Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen“, ergänzte Bock vom UKE.

Das Projekt untersteht Mitarbeitern vom UKE, dem Landesverband der Angehörigen psychisch Kranker und dem Landesverband Psychiatrie-Erfahrener. Es ist Teil von „psychenet – Hamburger Netz psychische Gesundheit“. Dieses vom Bundesforschungsministerium bis 2014 geförderte Projekt startete im vergangenen Jahr. Die Peer-Berater werden derzeit auf 400 Euro-Basis durch das Netzwerk finanziert, die Beratung ist auf ein halbes Jahr pro Patient beschränkt