Das Geld kommt aus China, Hilfe von Universität und Konfuzius-Institut. Abendblatt-Informationen zufolge sind die Vorverträge unterzeichnet.
Hamburg. Neben den steinernen Löwen bewacht das Teehaus Yu Garden in Rotherbaum ein Kranich - in China ein Symbol für Ewigkeit und Harmonie. Und die Zickzackbrücke aus weißem Granit über dem Teich davor soll böse Geister fernhalten. Gewirkt hat das alles nicht: Seit Juni vergangenen Jahres ist das prachtvolle asiatische Gebäudeensemble abseits des Völkerkundemuseums geschlossen. Jetzt ist Rettung in Sicht.
Traurig war es bestellt um das 2008 pompös eröffnete Geschenk der Partnerstadt Shanghai an die Freunde in Hamburg. Das Restaurant Lü Bolang (Grüne Welle) mit Spezialitäten aus dem Süden der Volksrepublik war nach kurzem Boom in der Startphase letztlich immer weniger besucht - bis nichts mehr ging. Gäste kritisierten ein kühles Ambiente, mangelhaften Service und ein mäßiges Speiseniveau.
Doch offensichtlich hat der Kranich an neuer Kraft gewonnen: Das Teehaus steht unmittelbar vor der Wiedereröffnung. Abendblatt-Informationen zufolge sind die Vorverträge unterzeichnet; bis zur endgültigen Einigung mit dem Betreiber Shanghai Yu Garden Corporation geht es nur noch um Details. Zwar wird vor der finalen Unterschrift allseits gemauert, doch sagt Stefan Nowicki im Namen der federführenden Kulturbehörde: "Wir sind zuversichtlich, dass das Teehaus zur China Time im Sommer wieder vollständig zur Verfügung steht." Das chinesisch-deutsche Volksfest China Time wird vom 9. bis zum 25. August in Hamburg zelebriert. Auch aus dem Rathaus wird hinter den Kulissen darauf gedrängt, den Chinesen gegenüber nicht als unwürdiger Geschenkempfänger dazustehen.
Das Konfuzius-Institut in der benachbarten Schlüterstraße soll beim Neubeginn helfen. Die Profis für den Brückenbau zwischen Ost und West wollen das für rund fünf Millionen Euro in Shanghaier Auftrag erbaute Teehaus in ein Kulturzentrum mit Magnetwirkung weit über Hamburg hinaus verwandeln. Mit der großen Gastronomie ist es dann vorbei, allerdings soll in dem kleineren Pavillon künftig umso intensiver die Kultur des Teetrinkens gepflegt werden.
"Wir sind in den Startlöchern und stehen unmittelbar vor der Unterzeichnung", sagte Institutsleiter Dr. Carsten Krause dem Abendblatt auf Nachfrage. Die Verhandlungen mit dem staatlichen Unternehmen Yuan Mart über 13 000 Kilometer Entfernung seien nicht einfach, indes "auf gutem Weg". Ein Memorandum als Grundlage der Mietverträge sei unter Dach und Fach, und die noch fehlenden Kleinigkeiten könnten "binnen Wochen" abgearbeitet werden. Er sei bester Dinge.
Das Konfuzius-Institut, das vor fünf Jahren als gemeinnütziger Verein gegründet wurde, kümmert sich um die Vermittlung chinesischer Sprache und Kultur in Hamburg und Norddeutschland. Hinter diesen Instituten, von denen weltweit mehrere Hundert existieren, steht die Volksrepublik China. Von dort soll auch das Geld kommen, um den Betrieb des Kulturzentrums langfristig zu sichern. "Wir wollen das Teehaus aus dem Dornröschenschlaf erwecken", ergänzt Carsten Krause.
Dieses Ziel soll in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg erfolgen. Deren Marketing GmbH organisiert professionelles Veranstaltungsmanagement und will die Räumlichkeiten auf dem 3000 Quadratmeter großen Areal mit 1200 Quadratmeter Nutzfläche an interne sowie externe Interessenten vermieten. Zudem benötigt das Konfuzius-Institut, das eine Vielzahl an Seminaren und Veranstaltungen anbietet, dringend mehr Platz.
Mit hohen Renovierungskosten rechnet keiner der Beteiligten. Das mit 115 Tonnen Taihu-Steinen, 140 000 Dachziegeln und chinesischem Kiefernholz geschaffene Teehaus litt von Beginn an unter dem Kontrast zwischen fernöstlicher Bauweise und der rauen Hamburger Witterung. Eine teilweise marode Substanz verschlimmerte sich durch mangelnde Pflege der Dächer, der Heizungen und der Freianlage durch den chinesischen Betreiber. Zuletzt wurden immerhin 40 000 Euro in die Sanierung investiert.
"Im Kern ist das Teehaus Yu Garden aber intakt", weiß der renommierte Hamburger Architekt Andreas Schuberth. Als Projektleiter des dem berühmten Shanghaier Teehaus Huxing-Ting nachempfundenen Gebäudeensembles kennt er die Planungsdetails, will jedoch bis zur Vertragsunterzeichnung Stillschweigen wahren. Fest steht, dass 2012 ein gutes Jahr für Hamburgs Teehaus sein soll. Kein Zufall, dass es im Zeichen des Drachen steht.
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