Eine Glosse von Christian-A. Thiel
Horst Heldt könnte einen guten Politiker abgeben. Der Sportdirektor des FC Schalke 04 tritt immer im guten Zwirn auf, hat eigentlich ganz ordentliche Manieren, verhält sich taktisch geschickt (wie beim Magath-Abgang) und kann nun auch locker mit den Zwischenrufpöblern des Bundestages mithalten. Ob "Geistiges Eintopfgericht" (Herbert Wehner), "Parlamentskasper" (Volker Kauder) oder "Dreckschleuder" (Werner Marx) - Horst Heldt toppt sie alle.
Seine Wutrede, mit der er sich nach Schalkes 0:1 in Enschede mal wie ein Rumpelstilzchen, mal wie ein Rohrspatz aufführte, hat einen Sport-Oscar verdient. "Ich verstehe nicht mehr, was diese Pappnasen da entscheiden", echauffierte sich Heldt über einen unberechtigten Elfmeterpfiff und die anschließende Rote Karte des schottischen Schiedsrichters Craig Thomson gegen Joel Matip. "Da krieg ich das Kotzen, da krieg ich die Krätze." Und er bereicherte seine Muttersprache mit einem neuen Begriff, der bald zum Standardrepertoire enttäuschter Spieler, Trainer und Manager gehören könnte: "Tatsachengeschisse." Ein Heldt wird zum Rambo.
Der Schalker Manager ist damit Dritter im Bunde der deutschen Fußball-Schimpfkanoniere neben Giovanni Trapattoni ("Was erlauben Struuunz?") und Rudi Völler ("Du sitzt hier auf deinem Stuhl und hast drei Weizenbier getrunken"). Erprobte Pöbler wie Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß stehen als Reserve bereit. Nur Lothar Matthäus muss leider draußen bleiben, weil er seine berühmte Wutrede bei al-Dschasira auf Loddar-Englisch hielt: "I lose all my evening for this shit here."