Bundesbank-Chef Jens Weidmann erweist sich als würdiger Nachfolger von Axel Weber: Genau wie sein Vorgänger scheut er sich nicht, bei der Europäischen Zentralbank (EZB) eine längerfristig orientierte Stabilitätspolitik einzufordern.
Ihren Kurs, den Geschäftsbanken immense Geldbeträge zu äußerst verlockenden Bedingungen zur Verfügung zu stellen, verteidigt die EZB mit dem Argument, eine Kreditklemme müsse verhindert werden. Aber besteht diese Gefahr überhaupt? In Deutschland und in Frankreich werden die Unternehmen ohne größere Probleme mit Bankdarlehen versorgt - und in den von der Schuldenkrise gebeutelten Ländern Südeuropas dürfte die Kreditnachfrage der Firmen angesichts der schrumpfenden Wirtschaft nicht gerade steigen.
Tatsächlich betreibt die EZB mit ihren Milliardenspritzen Staatsfinanzierung durch die Hintertür. Eigentlich darf sie das nicht. Leider aber bleibt ihr im Moment kaum eine andere Wahl. Schließlich hat die EZB den Märkten nun ein klares Signal gegeben, dass sie einen Zusammenbruch des Euro nicht zulassen wird - ein Szenario, das Ende vorigen Jahres keineswegs mehr abwegig erschien.
Weidmann hat dennoch völlig recht, auf die Risiken der Geldflut hinzuweisen. Denn die Finanzkrise seit 2008 wurde nicht zuletzt dadurch verursacht, dass vorher zu großzügig Geld in der Wirtschaft verteilt wurde. Immerhin hat die EZB den Regierungen aber Zeit gekauft. Sie muss unbedingt genutzt werden, um intelligente Antworten auf die Frage zu finden, wie man Staatshaushalte in Ordnung bringt, ohne durch brutale Sparmaßnahmen die Wirtschaft abzuwürgen.