Stadt findet keinen Investor für Landhaus des Hamburg-Mannheimer-Gründers Mutzenbecher im Niendorfer Gehege. CDU kämpft für Erhalt.
Hamburg. Viele Spaziergänger kommen auf ihrem Weg durch das Niendorfer Gehege an ihr vorbei. Jetzt läuft die Zeit für die Mutzenbecher-Villa im Niendorfer Gehege ab. Noch immer hat das Bezirksamt Eimsbüttel keinen Investor gefunden, der das alte Haus instand setzt und eine naturverträgliche Nutzung gewährleistet. Gleichzeitig hat das Denkmalschutzamt sich im Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Kultur in Eimsbüttel für den Erhalt der Villa ausgesprochen und bat die Politiker weiterhin um Unterstützung.
Am Freitag trafen sich Bezirkspolitiker der SPD und Denkmalschutzamt vor Ort, um über die Zukunft des Hauses zu beraten: Eine Sanierung der um 1900 erbauten und denkmalgeschützten Gründerzeitvilla mitten im Wald des Niendorfer Geheges würde vermutlich zwischen einer halben und einer Million Euro kosten, sagte Kathrin Meyer vom Denkmalschutzamt. Mauerwerk und Fugen seien in einem erstaunlich guten bis sehr guten Zustand. Wie berichtet, war der Finanzbehörde die Instandsetzung des noch von einem Mieter bewohnten Hauses bislang zu teuer, und der Bezirk Eimsbüttel, in dem Rot-Grün eine Mehrheit hat, empfahl den Abriss, sollte kein Träger für das Gebäude gefunden werden. Als ehemaliges Landhaus von Hermann Mutzenbecher (1855-1932), der die Albingia und die Hamburg-Mannheimer gründete, bilde es laut Denkmalschutzamt einen zeittypischen Bestandteil der villenähnlichen Bebauung um das Niendorfer Gehege. Es sei ein qualitätvoller Vertreter der gründerzeitlichen Landhausarchitektur, heißt in einem Gutachten für das Amt weiter.
Die CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung Eimsbüttel spricht sich dagegen für die Rettung der historischen Villa aus. Carsten Ovens, CDU-Bezirksabgeordneter: "Es muss eine waldnahe Nutzung gefunden werden. Ein Abriss dieses historischen Erbes kommt für die CDU nicht infrage." Ovens fordert Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) auf, einzuschreiten und eine Zerstörung des Gebäudes zu verhindern. Für Ovens ist eine öffentliche Nutzung des sanierten Hauses für Ausstellungen ebenso denkbar wie ein pädagogischer Betrieb, beispielsweise ein Waldkindergarten. Die GAL-Fraktion sieht den Verwalter Saga-GWG und die Finanzbehörde als Eigentümerin in der Pflicht. "Viele Jahre ließ man das denkmalgeschützte Gebäude verfallen, sodass für eine Sanierung nun Millionenbeträge nötig sind", sagt Stefanie Könnecke von der GAL. "Es ist skandalös, wie die Stadt mit denkmalgeschützter Bausubstanz umgeht."
Bei Marc Schemmel, Mitglied der SPD-Bezirksfraktion Eimsbüttel, sorgt Ovens klares Bekenntnis zum Erhalt der Villa für Fassungslosigkeit. "Die CDU - wie auch alle anderen Akteure - hat das beschlossene Vorgehen bei der Mutzenbecher-Villa unterstützt", sagt er. Im November 2010 habe es einen parteiübergreifenden Workshop gegeben, bei dem über die Zukunft des Niendorfer Geheges gesprochen wurde.
Im Protokoll, das dem Hamburger Abendblatt vorliegt, steht: "Nach ausführlichen Diskussionen stimmen alle Beteiligten folgendem Ergebnis zu: Bondenwald 110a: Für eine Erhaltung des Hauses muss ein Träger gefunden werden, der eine waldnahe und naturverträgliche Nutzung gewährleistet, sollte dies nicht der Fall sein, kann das Haus nicht mehr genutzt werden. Für diesen Fall sollte der Abbruch des Gebäudes erfolgen." Es folgten entsprechende Beschlüsse in der Bezirksversammlung. Den aktuellen Vorstoß des Oppositionspolitikers Ovens findet Schemmel "angesichts dieses Vorlaufs schon ziemlich peinlich".
"Wir wollen eine naturnahe Nutzung und keinen Eigentümer, der das Grundstück dann einzäunen lässt", sagt Rüdiger Rust, Fraktionsvorsitzender der SPD in Eimsbüttel. "Ich weiß nur nicht, wo das Geld für eine Rettung herkommen soll." Der Termin mit den Denkmalschützern habe zusätzlich verdeutlicht, wie wichtig das Gebäude ist. "Wir wollen nun nochmals mit Hochdruck darangehen, einen geeigneten Käufer zu finden."
An der Einstellung der Stadt, die als Eigner die Entscheidungsgewalt hat, hat sich wenig geändert. Die Mutzenbecher-Villa soll abgerissen werden. "Wir haben versucht, einen Mieter zu finden, aber das hat nicht geklappt", sagt Björn Domröse, Sprecher der Finanzbehörde. Derzeit lebt noch ein Mieter in der heruntergekommenen Villa mit mehreren Wohnungen. Er rechnet mit einer Kündigung. Wird das Gebäude abgerissen, soll das Gelände wieder aufgeforstet werden. "Aber momentan - nachdem sich das Denkmalschutzamt eingeschaltet hat - ist ohnehin alles in der Schwebe", sagt Domröse.
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