Die gesetzlichen Krankenkassen wollen ihren Versicherten mehr Macht geben. Sie rufen deshalb die Patienten auf, von Montag an ihre Zahnärzte im Internet zu beurteilen. Auch die Hamburger sollen ihren Ärzten auf den Zahn fühlen. Sie können online bewerten, ob sie sich gut über die Behandlung informiert fühlen, ob sich der Arzt Zeit genommen hat, wie er mit den Schmerzen des Patienten umgegangen ist, ob und wie er mögliche Zusatzkosten erläutert hat. In der Hansestadt praktizieren rund 1500 Zahnärzte.
Hamburg. Die gesetzlichen Krankenkassen wollen ihren Versicherten mehr Macht geben. Sie rufen deshalb die Patienten auf, von Montag an ihre Zahnärzte im Internet zu beurteilen. Auch die Hamburger sollen ihren Ärzten auf den Zahn fühlen. Sie können online bewerten, ob sie sich gut über die Behandlung informiert fühlen, ob sich der Arzt Zeit genommen hat, wie er mit den Schmerzen des Patienten umgegangen ist, ob und wie er mögliche Zusatzkosten erläutert hat. In der Hansestadt praktizieren rund 1500 Zahnärzte.
"Im Prinzip sehen wir eine methodische Befragung positiv", sagte der Präsident der Hamburger Zahnärztekammer, Prof. Wolfgang Sprekels, dem Abendblatt. Zehn Bewertungen müssen vorhanden sein, ehe das Patientenurteil online geht. "Das Medizinische kann der Patient jedoch kaum beurteilen", schränkte Sprekels ein.
An der Aktion beteiligen sich große Krankenkassen wie die Barmer GEK, die Techniker und die AOK. Mit 40 Fragen lässt sich nach Ansicht der Bertelsmann-Stiftung, die in das Projekt einbezogen ist, die Qualität eines Zahnarztes sachgerecht einschätzen. Unter www.weisse-liste.de und auf den Homepages der Kassen wird es einen Zugang auf die Bewertungsseite geben. Dort kann man sich mit den Daten der Versichertenkarte einloggen. So wollen die Kassen und die Ärzte sichergehen, dass die Bewertungen authentisch sind.
Datenschützer warnen aber vor Risiken. Auch der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dietmar Oesterreich, sagte dem Abendblatt: "Das mögliche Zusammenführen von Daten bei den Krankenkassen sehen wir kritisch." Wichtiger als eine fremde Benotung sei für die Patienten ohnehin das persönliche Verhältnis. "Der Zahnarzt kommt dem Patienten sehr nahe - manchmal unter schmerzhaften Bedingungen. Wenn da das Vertrauen verloren geht, ist der Zahnarzt den Patienten los."
Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, sagte dem Abendblatt: "Internetportale sind heute Realität. Die meisten sind nur elektronischer Schrott. Wenig aussagefähig über die echte Qualität, voller Beschimpfungen, Schmähungen, Unsachlichkeiten oder auch, genauso überflüssig, voll überschwenglichem Lob." Aber man könne sie nicht verhindern. Die Ärzte hätten sich deshalb entschlossen, beim Aufbau eines seriösen Bewertungsportals mitzuarbeiten. "Das ist der Arztnavigator, der inzwischen von vielen Kassen betrieben wird."
Bisher aber haben sich die Patienten eher zögerlich an Internetranglisten von Ärzten beteiligt. Selbst die seriösen Portale zeigen für die meisten Praxen nicht einmal zehn Bewertungen. Von gut 140 000 niedergelassenen Ärzten sind höchstens 3500 bewertet. "Die klassische Mund-zu-Mund-Propaganda spielt eine deutlich größere Rolle", heißt es bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
Doch der Anspruch des neuen Zahnärzte-Portals ist hoch: "Es handelt sich nicht um eine reine Zufriedenheitsbefragung", sagte die Gesundheitsexpertin der Verbraucherzentralen, Ilona Köster-Steinebach. Die Qualität der Arbeit in Arzt- und Zahnarztpraxen soll ebenso steigen wie das Kostenbewusstsein der Patienten.
Ausdrücklich warnte Zahnärztekammerchef Oesterreich aber vor Auktionsportalen im Internet, auf denen Patienten ihre Wünsche nach Zahnersatz schildern und sich Ärzte mit Kostenvoranschlägen melden können. "Ob jemand ein Implantat will, eine Brücke oder einen herausnehmbaren Zahnersatz, kann man nur im Gespräch klären. Das Internet ist da der schlechteste Weg."