Empörung über Abriss eines Denkmals auf St. Pauli
Das schöne denkmalgeschützte Haus an der Bernhard-Nocht-Straße auf St. Pauli steht nicht mehr. Erst fiel plötzlich eine Wand, dann kam der Bagger und "knabberte" am Haus immer mehr weg. So viel, dass es nicht mehr zu sichern war und gänzlich abgerissen werden musste. Dabei war nur der Abriss des Nachbarhauses genehmigt worden. Ein Versehen? Oder Kalkül eines Investors, wie Anwohner mutmaßen?
Um das zu klären, hat sich das alarmierte Denkmalschutzamt entschlossen, Zähne zu zeigen. Die Baustelle ist stillgelegt, der Schutt gilt als Beweismittel, und rechtliche Schritte werden geprüft.
Offensichtlich ist das Denkmalschutzamt, das jahrelang als Papiertiger galt, aufgewacht. Waren die Statements dieser der Kulturbehörde unterstellten Abteilung meist eher zahm, so scheint man sich nun an das Wort Schutz im Behördentitel zu erinnern. Endlich, möchte man sagen. Denn in der jüngeren Vergangenheit waren es eher Künstler und Bürgergruppen, die alte Häuser gerettet haben - während sich die Profis von Amts wegen mit Abriss oder Entkernung schon abgefunden hatten. Bekanntestes Beispiel dafür ist das Gängeviertel.
Doch an vielen Orten der Stadt wird an alten Häusern "geknabbert". Oder gewartet, bis sie verrotten. Um dann einen lukrativen Neubau zu erstellen. Dabei geht es um das Gesicht und die Identität unserer Stadt. Der Erhalt alter Häuser ist mehr als eine Sentimentalität. Bei der Villa Bondenwald im Niendorfer Gehege zum Beispiel oder dem großen Genossenschaftskomplex auf der Peute kann die Behörde beweisen, dass sie es ernst meint mit ihrem Auftrag.
Es wird wegweisend sein zu beobachten, wie nun mit dem Investor verfahren wird, der den Abriss des Denkmals auf St. Pauli zu verantworten hat. Es bedarf eines klaren Signals, um zu verdeutlichen, dass niemand damit durchkommt, wenn einfach Fakten geschaffen werden - ob nun wissentlich oder versehentlich. Insofern wäre der Wiederaufbau des Hauses doch ein passendes Signal.