Heinrich Lübke, Horst Köhler, Christian Wulff. Woran drei Bundespräsidenten in Wahrheit scheiterten
Drei der bisherigen zehn deutschen Bundespräsidenten nach 1949 sind mitten in ihrer Amtszeit gescheitert. Früh oder spät, aber immer mit einem tragischen Fall.
Der erste, Heinrich Lübke 1969, weil er am Ende zu alt war. Er scheiterte an seiner Demenzerkrankung, die die Öffentlichkeit zu spät erkannte - gnadenlos wurde er mit Hohn und Spott über seine scheinbaren Trotteligkeiten überkübelt.
Der zweite, Horst Köhler 2010, weil er sich auf einmal, wie in Panik, in der Leere seiner zweiten Amtszeit für zu alt hielt.
Jürgen Trittin, ohnehin ein trauriger Held makaber-klammheimlicher Scherze, hatte ihn hinter kaum vorgehaltener Hand mit Lübke in Vergleich gesetzt.
Der dritte, Christian Wulff, ist jetzt gescheitert, weil er sich für zu jung hielt. Nicht als Präsident, da schleppte er die Sünden seiner Midlife-Crisis-Eskapaden ins Bellevue mit. Es haperte an der "Was-kostet-die-Welt-Attitüde" aus dem niedersächsischen Ministerpräsidentenleben nach den Frustjahren einer zähen Oppositionskarriere. Im MP-Amt in Hannover angekommen, von seinem Vorgänger Gerhard Schröder lange gedeckelt und auf Opposition gehalten, wollte er auf einmal alles: neue Frau, neues Glück, neues Haus, Glanz und Gloria, Film, Filz und Fernsehen, Oktoberfest und Sylt-Party.
Und er hatte auf einmal alles - nur nicht das Geld, alles zu bezahlen. Da verkümmerte der Verschwender, der seiner neuen schönen glamourösen Frau die Welt zu Füßen legen wollte, zum Schnorrer.
Er war klamm im Beutel, aber groß im Nehmen. Zwar war es nur ein "Hier ein bisschen und dort ein wenig". Er feierte die Party nach dem Motto: Buy now, pay later. Alles: With a little help from my friends.
Neue Freunde, alte Freunde, die rechnen konnten. Auch mit ihm. Wer auf Pump lebt, muss fünfe gerade sein lassen können. So schummelte und schlitterte der junge Frischverliebte durch Scheidung, Schulden, neue Freunde.
Welchem der alten Präsidenten der Bundesrepublik hätte man schon einen Babysitter, ein Bobbycar oder ein anonymes Liebesnest in einem Luxushotel oder ein Handy für heimliche SMS zuschustern müssen?
Irgendwann gingen dem Forever-young-Präsidenten die Augen auf, wurden sie ihm durch Journalisten geöffnet.
Und wie es immer geht: Man wird nicht bei der Tat erwischt, sondern bei den später panischen Versuchen, die Spuren zu beseitigen. Als die Hotelrechnungen des Frischverliebten von 2007 verschwinden sollten, sah er plötzlich alt, uralt aus. Und musste seinen Abschied nehmen.