Eine Glosse von Axel Tiedemann
So, da hat sich der Autofahrerklub ADAC nun mal mit Rotlichtsündern beschäftigt. Nicht an der Reeperbahn, wohl aber an sechs anderen großen Kontaktpunkten in der Stadt: Dort, wo Radfahrer, Fußgänger und Pkw-Fahrer sich treffen, wenn sie irgendwie geordnet eine Kreuzung überqueren wollen. Und siehe da: Nicht nur mancher Fahrer, sondern auch viele Fußgänger ignorieren das Rot. An der Stresemannstraße waren es sogar 3106 von 9191, die innerhalb von 24 Stunden verbotenerweise über die Fahrbahn rannten.
Gut, das ist nicht richtig. Aber als Fußgänger kann man schon mal rotsehen, wenn gar kein Grün da ist. Will sagen: Wenn man bei Kälte, Wind, Regen so dasteht - kann schon Ärger aufkommen.
Warm und trocken sitzen die Autofahrer in ihren Kisten, lassen die Abgase in die Luft pusten, erzeugen Lärm. Und der Fußgänger? Leise, klein, frierend muss man warten. Das ist doch nicht gerecht! Zumal bei diesen ewig langen Rotphasen! Wir sind doch nicht mit vier Rädern auf die Welt gekommen, es muss da ein Vorrecht des natürlichen Fortkommens geben - oder? Wir brauchen endlich eine Occupy-Bewegung der neuen Art, der Fortbewegungsart: Fußgänger, ignoriert die Signale, erkämpft euer Recht!
Na gut, das geht, wenn man so will, zu weit. Nein, bei Rot gehen ist nicht schön. Und es geht (sicher) auch anders. Meine persönliche Lieblingsampel zum Beispiel steht weit draußen am Stadtrand in Neuenfelde. Direkt an der Pendlerstrecke bei Airbus. Ein sanfter Druck auf die Anforderungstaste - und zack, wie beim Lichtanschalten, zeigt sie für Fußgänger und Radler Grün - während sich die Einzelfahrer in der langen morgendlichen Blechkarawane schwarzärgern.