Eis bis 18 Zentimeter dick. Aber Risiko an Schiffs-Fahrrinnen. Bald großes Eisvergnügen?
Hamburg. Die Mitteilung kam überraschend: Nach nur knapp einer Woche Dauerfrost und rekordverdächtigen Tiefsttemperaturen sind weite Teile der Hamburger Außenalster bereits mit einer so dicken Eisschicht bedeckt, dass sie nach Angaben der Umweltbehörde ab sofort auf eigene Gefahr betreten werden dürfen. Bohrungen an vier Stellen ergaben, dass das Eis überwiegend zwischen 14 und 18 Zentimeter dick ist. Noch am Sonnabend hatte es geheißen, beim Betreten der Eisdecke bestehe Lebensgefahr, sie werde frühestens in zwei Wochen stark genug sein.
Es ist das erste Mal seit zwei Jahren, dass die Stadt Eisspaziergänge über die Außenalster wieder erlaubt, allerdings mit Einschränkungen. Nicht überall sei die Gefahr einzubrechen gebannt, warnte Behördensprecherin Kerstin Graupner: "Manche Bereiche sind mit sechs Zentimetern noch dünn und brüchig."
Dies gelte vor allem für das Eis unter Brücken und an Steganlagen, aber auch für die Fahrrinne der Alstertouristik-Schiffe, die erst am vergangenen Mittwoch ihren Betrieb eingestellt hatten. Entlang der 1,5 Kilometer langen Schiffsroute, die vom Alsterufer nahe dem Hotel Atlantic bis zum Anleger Schwanenwik verläuft, sei das Eis erst maximal acht Zentimeter stark und dürfe noch nicht betreten werden. "Ein Eisspaziergang erfolgt immer auf eigenes Risiko." Wo die Gefahrenzone beginnt, ist aber für Spaziergänger nicht ganz klar: Die Gefahrenstellen auf dem schneebedeckten Eis werden nicht überall kenntlich gemacht, so die Umweltbehörde.
Bereits am frühen Nachmittag trauten sich gestern Dutzende Menschen auf die Alster, liefen Schlittschuh oder zogen Schlitten hinter sich her. "Endlich ist richtig Winter", sagte die 36-jährige Saskia Brachmann. "In die Mitte gehen wir aber nicht, das ist zu gefährlich", warnte ihr Freund Torsten, 37. "Der Winter ist ein Traum, das ist ja herrlich", freute sich auch Matthias Lehmann, der seinen Sohn Tom, 2, auf einem Schlitten hinter sich herzog.
Die Polizei ging gestern entlang des Alsterufers verstärkt auf Patrouille, auch der Polizeihubschrauber "Libelle" war mehrfach im Einsatz, schickte Spaziergänger teils wieder vom Eis. "Die Polizei wird Personen im Einzelfall, vor allem an gefährlichen Stellen, dort, wo das Eis noch nicht tragfähig genug ist, auffordern, die Alster zu verlassen", sagte Polizeisprecher Holger Vehren.
Dank des schnellen Anwachsens des Eises gibt es jetzt Hoffnung auf ein großes Alstereisvergnügen. Auch an den kommenden Tagen werden die Temperaturen nicht über den Gefrierpunkt steigen, sagte Clemens Grohs, Meteorologe am Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation. Bis Donnerstag schwächt sich der strenge Frost zwar etwas ab, auch Schnee soll es geben; von Freitag an aber wird es wieder sibirisch kalt.
Zuletzt feierten Zehntausende Hamburger 1997 ein offizielles Eisvergnügen mit Verkaufsständen auf der Außenalster. Im Januar 2010 wurden Stände nur am Ufer genehmigt. Für das Alstereisvergnügen muss das Eis durchgehend 20 Zentimeter dick sein.