Der Hamburger Musiker Stefan Gwildis hatte einen exklusiven Auftritt in den Redaktionsräumen des Abendblatts. Das erste Redaktionskonzert.

Hamburg. „Allem Anschein nach bist du's“, haucht Stefan Gwildis auf der Melodie von Bill Withers' „Ain't No Sunshine“ in das Mikrofon. Die Augen der Ladys verfolgen jede seiner Bewegungen, und die Männer tuscheln, wie er das wohl macht: Bass und Schlagzeug imitiert Gwildis in bester Beatbox-Manier, die Stimme nimmt gefangen. Nur stand er am Dienstag nicht in der Laeiszhalle oder im Stadtpark, sondern im Newsroom des Hamburger Abendblatts. Ein Redaktionskonzert? Nachrichten und Soul? Warum auch nicht!

Auf Einladung der Redaktion, in einem Großraumbüro zu spielen, kostet den Hamburger Soulbruder keine Überwindung: „Die sind ja alle vom Fach und wissen, was es bedeutet, hier alleine zu stehen. Das gibt eine angenehme Aufgeregtheit.“ Und eine Bühne ist eine Bühne, ob im Klub oder am Alsterwanderweg: „Mein Freund Michy Reincke sagte mir mal: ‚Wenn du den Leuten was sagen willst, dann stell dich hin auf die Straße und mach das. Und dann ist es vollkommen egal, ob das auf einem Bahnhof ist, im Konzerthaus, in einer Arena oder im Newsroom vom Hamburger Abendblatt.“

Die Einladung von Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur zur Blattkritik hat eine lange Tradition beim Hamburger Abendblatt, und so teilt auch Gwildis mit, was er sich von seiner Zeitung wünscht, natürlich in Liedform: „Mit der Heimat im Herzen, da wünsch ich mir mehr, noch mehr in die Stadtteile. Als Mittler zwischen den Welten.“ Noch umfassendere Berichterstattung aus den Stadtteilen, da sieht Gwildis starkes Potenzial. Schon 2009 wurde Gwildis zur Blattkritik eingeladen und regte damals mehr Platz für Kultur an: „Daher freue ich mich sehr, dass auch die Kunst und die Malerei wieder einen großen Stellenwert in dieser Zeitung hat“, sagt Gwildis nach dem Newsroom-Gig.

Dort, zwischen Rechnern und Flatscreens, singt Gwildis neben der Otis-Redding-Hommage „Mitten vorm Dock Nr. 10“ auch noch das Eröffnungslied seines neuen Albums „Frei Händig“, das am 24. Februar erscheint: „Mach die Musik so laut du kannst“, heißt es in „Spiel das Lied in dir“. Gwildis macht laut, spielt im Takt von klackernden Foto-Auslösern und im Rhythmus der Tastaturen, die natürlich auch während des Konzerts nicht stillstehen können. Nachrichten und Soul. Großer Applaus. „Wo spielt Gwildis demnächst?“, flüstert eine Kollegin. „14. März, Laeiszhalle“, kommt es zurück. Es gibt allerdings nur noch Restkarten – die einzige alltägliche Gwildis-Nachricht.