Große Mengen Methadon entdeckt. Behörde: Wir haben davon nichts gewusst
Hamburg. Aus dem Verdacht ist furchtbare Gewissheit geworden: Die elfjährige Chantal aus Wilhelmsburg, die an einer Methadon-Vergiftung gestorben ist, lebte bei Drogensüchtigen in Pflege. Bei der Durchsuchung der Wohnung der Pflegeeltern an der Fährstraße entdeckten die Ermittler große Mengen des Heroin-Ersatzstoffs Methadon. In der Garage, die zur Wohnung gehört, wurden 31 Tabletten sichergestellt, bestätigte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers dem Abendblatt. Zudem sei auch bei der Arbeitsstelle des 51 Jahre alten Pflegevaters im Spind eine Methadon-Tablette gefunden worden. Das drogensüchtige Paar gab an, dass es sich seit mehreren Jahren in einem Methadon-Programm befinde und vom Hausarzt den Heroin-Ersatzstoff erhalte.
Auf die Frage, wie es passieren kann, dass zwei Drogensüchtigen Pflegekinder anvertraut werden, hatten die Verantwortlichen gestern keine Erklärung. "Dieser Umstand war definitiv nicht bekannt", sagte Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirksamts Mitte. "Wir sind fassungslos und tun alles, um den Fall aufzuklären", sagte Olaf Jänicke, Geschäftsführer des Verbundes Sozialtherapeutischer Einrichtungen. Der vom Bezirksamt Mitte beauftragte Verein der Jugendhilfe hatte damals entschieden, dass Chantal 2008 in die Pflegefamilie kommt.