Am 2. Mai dieses Jahres hätte der Verleger des Hamburger Abendblatts 100. Geburtstag gefeiert. Drei enge Weggefährten erklären: “Das Wir-Gefühl war ihm wichtig“.
Altona. Drei ältere Herren schwelgen auf dem Abendblatt-Empfang im Altonaer Cruise Center an einem runden Tisch mit Blick auf die Elbe in Erinnerungen: Carl Friedrich Mossdorf, 90, Peter Tamm, 83, und Bernhard Servatius, 79, sind Weggefährten des Verlegers und Abendblatt-Gründers Axel Springer. Dieser wäre am 2. Mai 100 Jahre alt geworden.
"Axel Springer war ein ganz liebenswerter Mensch", erinnert sich Carl Friedrich Mossdorf, der letzte noch lebende Redakteur aus dem Gründungsteam des Hamburger Abendblatts vom Oktober 1948. "Er hatte keine Empfindlichkeiten, Menschlichkeit ging ihm über alles."
Peter Tamm pflichtet dem früheren Kollegen bei. "Axel Springer war morgens um sieben in der Abendblatt-Redaktion mit Feuereifer bei der Sache. Er konnte mit Inhalten sehr gut umgehen." Tamm begann seine Laufbahn bei Axel Springer als Schifffahrtsredakteur beim Hamburger Abendblatt und beendete sie als langjähriger Vorstandsvorsitzender des Konzerns. "Ich verdanke Axel Springer sehr viel, er war meiner Meinung nach der bedeutendste Zeitungsverleger überhaupt", sagt Tamm, der nach seiner Verlagskarriere das Internationale Maritime Museum Hamburg im Kaispeicher B in der HafenCity aufbaute.
"Axel Springer hatte schon früh eine Ahnung von neuen Techniken", sagt Bernhard Servatius, als Jurist langjähriger Rechtsberater des Verlegers. Nach Axel Springers Tod 1985 wurde Servatius dessen Testamentsvollstrecker und Aufsichtsratsvorsitzender der Axel Springer AG. Beide Ämter hatte der Rechtsanwalt bis 2002 inne. "Deshalb wollte Springer sich bei den elektronischen Medien engagieren und Fernsehen machen." Schon 1961 machte Axel Springer sich für das Verlegerfernsehen stark: "Im Zeitalter der schnellsten Nachrichtenübermittlung leben wir im Zeitalter der Postkutsche", sagte er mit Blick auf die gedruckten Zeitungen.
"Springer würde heute auch auf Internationalisierung und Digitalisierung setzen", sagt Bernhard Servatius. "So gesehen ist der Konzern auf einem wirklich guten Weg", ergänzt Peter Tamm. Und Carl Friedrich Mossdorf weiß als langjähriger Sportreporter und Reitsportexperte, welche Geschichten sich Axel Springer heute im Hamburger Abendblatt wünschen würde: "Artikel mit Herz und Menschlichkeit, die das Motto 'Seid nett zueinander' erfüllen, denn das Hamburger Abendblatt ist ein Lebensgefühl."
Für die Zukunft des Verlages setzt Servatius auf "gut ausgebildeten Nachwuchs, der den Geist Axel Springers im Konzern erhält". Es gehe darum, sich zu den Grundsätzen wie der friedlichen Einigung Europas oder der Solidarität mit Israel zu bekennen und diese in Freiheit auszuüben.
"Bei Axel Springer zu arbeiten hieß zur Familie zu gehören", erinnert sich Peter Tamm. "Das sollte auch heute noch so sein, denn dem Verleger war das Wir-Gefühl seiner Mannschaft und seiner Mitarbeiter immer sehr wichtig."
Und auch das Vorhaben, ein Abendblatt-Schiff zu bauen, kommt bei dem maritimen Experten Peter Tamm sehr gut an. "Das ist eine prima Idee, die hätte ich ja auch schon mal viel früher haben können. Das Abendblatt-Schiff wird ein gelungenes Symbol für die kreative Medienmetropole Hamburg." Das kleine Modell hat Peter Tamm dann gleich in die Tasche gesteckt. "Dafür findet sich bestimmt ein Platz in einer Vitrine in meinem Museum."