Angesichts massiver Finanzkürzungen will der HSB persönliche Differenzen ausräumen und mehr Geschlossenheit zeigen
Den Satz des Tages sprach Thomas Fromm. "Ich bin in keiner Partei", sagte der Vorsitzende des TH Eilbeck bei seiner Vorstellung und erntete dafür auf der Mitgliederversammlung des Hamburger Sportbundes (HSB) den stärksten Beifall. Fromm, 66, wurde von den Delegierten der Vereine und Verbände am Sonnabendnachmittag im Haus des Sports mit großer Mehrheit zum neuen HSB-Vizepräsidenten für Breitensport gewählt.
Der alte Ressortchef, Ehrhard Erichsen, 71, hatte sich für den Job des Präsidenten beworben und trat nach seiner klaren Niederlage gegen Amtsinhaber Günter Ploß, 62, den Rückzug aus der Hamburger Sportpolitik an. Auf Ploß entfielen 2823 von 4327 möglichen Stimmen, rund 65,2 Prozent, auf Erichsen 1313 (30,4). Für Ploß ist es die dritte Amtszeit. Er wurde für vier weitere Jahre an die HSB-Spitze gewählt.
Dass ihr Duell zum sportpolitischen Machtkampf zwischen SPD (Ploß) und CDU (Erichsen) ausartete, störte am meisten die Kandidaten. "Wir vertreten die Interessen des Sports, nicht der Parteien", sagten beide ostentativ. Ploß fügte später hinzu: "Wir sollten einen neuen Anfang starten und aufeinander zugehen. Wenn sich jeder etwas zurücknimmt, werden wir es schaffen." In den vergangenen vier Jahren hatten persönliche Differenzen im Präsidium immer wieder zu Spannungen geführt.
Angesichts massiver Finanzkürzungen der Stadt auch im Sport wird der HSB in den nächsten Jahren gezwungen sein, mehr Geschlossenheit zu demonstrieren. Der HSB vertritt rund 533 000 Mitglieder in 799 Vereinen und 56 Fachverbänden.
Ploß hatte zu Beginn der Versammlung Sportsenatorin Karin von Welck (parteilos) ein T-Shirt mit seinem Konterfei und der Aufschrift "Ich will nicht beißen, ich will nur spielen" geschenkt. Ploß reagierte damit auf einen Abendblatt-Artikel, der sein Auftreten bei Etat-Verhandlungen mit der Senatorin als das eines Terriers beschrieben hatte. Von Welck verstand die Geste. Sie bedankte sich und lächelte entspannt.
Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (HSB) und Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der als Ehrengast geladen war, reagierte mit Unverständnis auf den angekündigten Rückzug Hamburgs von sportlichen Großveranstaltungen wie dem Galoppderby und dem Tennisturnier am Rothenbaum. Sport sei das mit Abstand beste Medium, um wirtschaftliche Vorteile für eine Stadt zu generieren, sagte Bach.