Reederei-Chef berichtet von den bangen Stunden, die seine Leute in der Hand der Piraten erlebten

Es müssen angstvolle Stunden gewesen sein: Während die 13-köpfige Crew des Containerschiffs "Taipan" hinter einer Stahltür im Sicherheitsraum ausharrte, musste sie anhören, wie die Piraten in den Fluren Tür um Tür aufbrachen. Auf der Suche nach Beute: die Mannschaft, für die es Lösegeld geben sollte.

Am gestrigen Freitag schilderte der Geschäftsführer der Taipan-Reederei Komrowski, Roland Höger, den Ablauf der Überfalls: Am Ostermontag, gegen elf Uhr, hatte bei ihm zu Hause das Telefon geklingelt. Am Apparat der deutsche Taipan-Kapitän. "Zehn Minuten lang schilderte er mir sehr ruhig die Situation", so Höger. Das Schiff wurde von kleinen Schnellbooten verfolgt und angegriffen. Abwehrmaßnahmen gegen ein Entern blieben erfolglos. Das "Wellenmachen" durch einen Zickzackkurs gelang nicht vollständig. Auch aus Furcht, der Propeller könnte bei zu starken Schaukelbewegungen Luft ziehen und so die Maschine zum Stoppen zu bringen. Dann schossen die Piraten mit ihren Kalaschnikows. Höger: "Die haben von achtern gezielt auf die Brücke geschossen - der Schock sitzt immer noch tief." Im Sicherheitsraum hatte die Taipan-Crew Zugriff auf die Bord-Elektrik und konnte sie komplett abschalten. Alle Maschinen stoppten. "Das System ist zu komplex, als dass die Piraten damit umgehen können", so Höger.

Gegen 15 Uhr klingelt erneut sein Telefon und Höger bekam die Nachricht, dass die niederländische Marine das Schiff befreit habe. Doch erst gegen 18 Uhr gab es wieder Lebenszeichen von der Besatzung. Lange noch hatte sie in ihrem Schutzraum ausgeharrt und auch den Rufen der niederländischen Soldaten zunächst nicht getraut. Erst als ein Soldat den Kapitän direkt mit Namen ansprach, öffnete die Mannschaft die Tür und konnte sich ihrer tatsächlichen Befreiung endlich sicher sein.