Eine Glosse von Jens Meyer-Odewald
Übermorgen ist Anpfiff. Und während in Südafrika die Vorbereitungen für den weltmeisterlichen Ball laufen, rüstet sich Hamburg für eine Party erster Klasse. Spielt das Wetter halbwegs mit, kann die Fan-Fiesta auf dem Heiligengeistfeld ein kleines Sommermärchen bescheren - mindestens.
Viel Vorfreude ruft auch den Nachwuchs auf den Plan. "Papi, warum sehen die auf einmal so schick aus?", will Charlotte beim Blick auf die Abendblatt-Titelseite wissen. Dort sind die sonst (meist) verschwitzten oder dreckverkrusteten Profis in dunklen Anzügen zu sehen. Wobei nicht nur der achtjährigen Grundschülerin auffällt, dass "Schweinis" Krawatte besonders akkurat gebunden ist.
Kurz vor Unterrichtsbeginn drängen sich weitere Fragen auf. Wer zahlt die Flüge, wer das Hotel? Warum ziehen die Erzrivalen aus den Reihen des HSV, des SV Werder oder des FC Bayern plötzlich an einem Strang? Warum darf Miro Klose mitfliegen, der nach aktueller Form aus elf Metern noch nicht mal einen Möbelwagen treffen würde? Und warum trägt Jogi keinen Seidenschal? Die junge Dame lässt nicht locker. Warum bauen sie im Süden Afrikas so teure Stadien, während ein paar Kilometer entfernt Menschen ins Slums wohnen? Zusehends gerät der Vater ins Abseits. Und das schon vor Spielbeginn.
Eine weitere verbale Offensive Charlottes widmet sich erneut der Kleidungsfrage. Wer zahlt die Anzüge, wer die Trikots? Und warum dürfen die Männer die Trikots nach dem Abpfiff tauschen oder gar ins Publikum feuern? Das kann ja heiter werden, wenn der Ball erst richtig rollt ...