Hamburg. Auch wenn die GAL es nicht gerne hört: Hochschulpolitik, ihr einst gepflegtes Biotop, hat sie in der Landespolitik weitgehend der CDU überlassen. Zwar eint beide Parteien das Ziel, größere Fehler des früheren Wissenschaftssenators Jörg Dräger (parteilos) auszubügeln. Doch über Tempo und Form der Nachbesserungen beim Hochschulgesetz entscheidet offensichtlich die Union. Als auch der neue Uni-Präsident Dieter Lenzen vom Hochschulrat gewählt wurde, protestierten die Grünen erst nach Ladenschluss gegen das wenig demokratische Verfahren. Von ihrer Zustimmung zu Studiengebühren ganz zu schweigen.

Im grellen Rampenlicht steht aber ohnehin CDU-Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach, allerdings weniger durch inhaltliche Ansätze in der Wissenschaftspolitik. Hier schwimmt sie - gut informiert - im weiteren Fahrwasser von Bundes-Bildungsministerin Annette Schavan mit, die nach dem Bildungsstreik 2009 auch Nachbesserungen der Bologna-Reform versprach. Gundelachs persönliches Steckenpferd aber ist die stadtentwicklungspolitische Debatte über einen Umzug des Campus auf den Kleinen Grasbrook. Ob ernst gemeint oder Nebelkerze, die Strategie ging auf: Laufende Investition wurden eingefroren, was kurzfristig das Haushaltsproblem löste. Und: Die gesamte Stadt diskutiert die Zukunft der Uni, was langfristig den Druck auf den Senat erhöht, am Ende mehr Geld in die Hand zu nehmen. Welche Schäden aber die Kritik anrichtet, die seitdem auf die in der Hamburger CDU wenig verankerte Gundelach einprasselt, ist nicht abzusehen. Die Senatorin hat die Mehrheit der Stadt gegen sich aufgebracht, viele Sympathien an der Uni sind verspielt. Opportunismus ist Gundelach also nicht vorzuwerfen. "Gegenwind gehört einfach dazu", sagt sie im Duktus einer Visionärin. Kaum zu glauben, dass sie in Gesprächen recht umgänglich und offenherzig ist.

Bei so viel schwarzer Handschrift darf man nicht vergessen, dass die GAL einen Langzeiterfolg verbuchen darf: Hamburg hat endlich die von den Grünen ersehnte Stiftung, um Forschungsprojekte zu fördern. Dass sie über Grundstücks-Hypotheken finanziert ist, dürfte den Wissenschaftlern egal sein. Auch Gundelachs Landesexzellenz-Initiative ist ein Ja zur Wissenschaft. Zudem hat Schwarz-Grün das Hochschulgesetz sinnvoll verändert: Der Mittelbau, der an der Uni Hamburg krankt, soll gestärkt werden. Und die Finanzierung der HafenCity Universität hat die Senatorin gesichert. 66 Millionen Euro für eine kleine Architektur-Hochschule: Wenn das mal keine großen Erwartungen weckt.