Es war richtig, dass Fritz Stern im Alter von 18 Jahren nicht auf Albert Einstein hörte. Damals, als dieser ihm riet, unbedingt Mediziner zu werden. Doch Stern studierte Geschichte, wurde zu einem der bedeutendsten Historiker unserer Zeit. Seine Aufmerksamkeit widmete er der jüngeren und jüngsten deutschen Geschichte, vor allem der Frage: Wie war es möglich, dass von der Kulturnation Deutschland die Verbrechen des Nationalsozialismus ausgingen?
Bundespräsident Horst Köhler sagte bei der Verleihung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband an den heute 84-Jährigen, es sei "nicht selbstverständlich, dass Sie, verehrter Professor Stern, Deutschland in Ihrem Leben eine zweite Chance gegeben haben". Denn 1938, kurz nach seinem zwölften Geburtstag, musste Stern als deutscher Jude aus seiner Heimatstadt Breslau flüchten. In New York fand er eine neue Heimat. Hier begann seine Karriere, hier erlangte er die Professorenwürde und sein weltweites Renommee - auch als politischer Mahner. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen ehrten den Wissenschaftler, zweifachen Vater und langjährigen Freund von Bundeskanzler a. D. Helmut Schmidt. Und der hatte bisher nur eines öffentlich an Stern auszusetzen: "Reden Sie langsam, Fritz!"