Speditionskaufleute, Buchhalter, Pflegepersonal und Callcenter-Mitarbeiter werden gesucht. In Hamburg sind 17.212 Stellen frei.
Hamburg. Nach dem schwersten Rezessionsjahr in Deutschland gibt es erste Anzeichen für eine leichte Erholung auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der offenen Stellen nimmt bundesweit langsam wieder zu, einige Unternehmen beenden die Kurzarbeit. Auch in der Zeitarbeitsbranche steigt nach dem drastischen Einbruch der Beschäftigung wieder die Stellenzahl. Die Hoffnung auf Besserung wächst, Euphorie ist aber noch nicht angesagt.
"Nach dem Tiefpunkt im April 2009 sind bis zum Jahresende bundesweit wieder rund 100 000 neue Arbeitsplätze in der Zeitarbeit entstanden", sagte der Sprecher des Bundesverbands Zeitarbeit (BZA), Michael Wehran, dem Abendblatt. Im November 2009 beschäftigte die Branche wieder 687 000 Mitarbeiter, im Dezember sank die Zahl saisonbedingt auf 650 000 Zeitarbeiter ab. Über die weitere Entwicklung wagt der Bundesverband derzeit keine konkrete Prognose, nur so viel: "Wir erwarten, dass es weiter bergauf geht", sagte der BZA-Sprecher. Auch der Interessensverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ) mit 1500 Mitgliedsfirmen ist überzeugt: "Der Pfeil zeigt wieder nach oben. Der Tiefpunkt scheint überschritten", sagte IGZ-Sprecher Wolfram Linke.
DIE 200 GRÖSSTEN ARBEITGEBER DER STADT: WER STELLT EIN, WER BAUT AB?
Die Zeitarbeitsbranche erlebte im Zuge der Wirtschaftskrise nach jahrelangem Boom einen dramatischen Absturz. In der Spitze beschäftigten die Personaldienstleister im August 2008 noch 814 000 Mitarbeiter. Nur acht Monate später stürzte die Zahl laut Zeitarbeitsverband auf 580 000 Beschäftigte ab - dies waren rund 30 Prozent weniger. Die Zeitarbeiter zählen zu den größten Verlierern der Krise, da sie in den Unternehmen in der Regel als erste ihre Jobs verloren haben. In Aufschwungzeiten sind sie wiederum die ersten, die neue Beschäftigungen erhalten. Bis jedoch das Niveau der Rekordbeschäftigung von 2008 wieder erreicht ist, dürfte es noch einige Zeit dauern, sind alle Branchenvertreter sicher.
Der größte deutsche Personaldienstleister Randstad, der hierzulande mehr als 40 000 Mitarbeiter beschäftigt, verzeichnet seit dem zweiten Quartal 2009 eine leichte Erholung, sagte die Pressesprecherin Petra Timm. "Wir haben bundesweit derzeit 4039 offene Stellen, darunter 460 in Hamburg." In Hamburg werden unter anderem Speditionskaufleute, Bilanzbuchhalter, Mechatroniker und Sekretärinnen gesucht. Bundesweit sei die Lage für Fachkräfte im Finanz- und Rechnungswesen, IT-Spezialisten wie Programmierer oder für Callcenter-Mitarbeiter sehr gut. "Schwierig ist es für alle weniger Qualifizierten im Helferbereich", so Timm.
Adecco bietet in Hamburg derzeit auf seinem Jobportal 34 offene Stellen an. Gesucht werden Buchhalter, Versicherungskaufleute aber auch ein leitender Oberarzt. Beim Hamburger Personalservice Westermann, der auf die Vermittlung von Medizin- und Pflegekräften spezialisiert ist, hinterließ die Krise dagegen bisher noch keine tiefen Spuren: "Im Pflegebereich besteht nach wie vor eine hohe Nachfrage, die seit Mitte Januar noch zugenommen hat", sagte der Geschäftsführer Frank Westermann. Aktuell suche er Krankenschwestern sowie Altenpfleger.
Der Chef der Hamburger Arbeitsagentur Rolf Steil blickt unterdessen noch verhalten in die Zukunft. "Ich freue mich, dass es wirtschaftlich eine Belebung gibt, diese ist jedoch noch nicht durchschlagend auf dem Hamburger Arbeitsmarkt angekommen." Schließlich seien immer noch 83 426 Menschen in Hamburg arbeitslos gemeldet.
Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist die Zahl der offenen Stellen bundesweit von Oktober bis Dezember um 13 Prozent auf 942 000 gestiegen und sieht darin ein positives Signal. Auch in Hamburg bietet die Arbeitsagentur aktuell 17 212 offene Stellen an - und damit fast 2000 mehr als noch im Oktober mit 15 356. Von den Angeboten in Hamburg kommen rund 7200 aus dem Bereich Zeitarbeit. Fast 1000 Stellen sind im Gesundheitssektor zu vergeben, weitere 840 im Bereich Handel und Kfz-Sektor. Konkret gesucht werden aber auch 364 Elektroinstallateure, 110 Tischler, 210 Buchhalter, 542 Bürofachkräfte und 243 Köche.
Positiv sei, so der Arbeitsagentur-Chef Steil, dass die ersten Firmen in Hamburg - wie Aurubis und Albis - die Kurzarbeit in ihren Betrieben beenden. Der nächste Schritt sei, dass Personal wieder neu eingestellt werde.