Das Elend zu sehen, habe sehr weh getan, sagt Sven Guericke aus Itzehoe. Die Zahl der Opfer ist inzwischen auf über 200.000 angestiegen.

Hamburg. Die ersten Trinkwasserspezialisten des Technischen Hilfswerks (THW) sind am Mittwoch aus Haiti nach Hamburg zurückgekehrt. Die Fachleute für Wasseraufbereitung hatten drei Wochen lang Opfer des verheerenden Erdbebens in dem Karibik-Staat mit Trinkwasser versorgt.

Sven Guericke aus Itzehoe berichtete unmittelbar nach der Landung auf dem Hamburger Flughafen von „langen Tagen und kurzen Nächten“ während des Einsatzes. „Man sieht das Elend, das tut schon weh.“ Es sei aber ein tolles Erlebnis, wie die Menschen die Hilfe annehmen. Das THW sichert die Wasserversorgung für rund 100000 Menschen in Haiti.

Jetzt stehe ihm der Sinn zunächst nach „Dusche, Couch und Familie“, sagte Guericke. Dann werde der Einsatz auch nachbereitet. „Wir haben uns im Team regelmäßig zusammengesetzt und das Erlebte besprochen.“ Für Mitarbeiter, die Hilfe beim Verarbeiten des Einsatzes brauchen, stehen Spezialisten bereit, sagte Anja Beuchel von der Hamburger THW-Geschäftsstelle.

Auch Hans-Jürgen Gehl aus Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) berichtete von Elend, Armut und großer Dankbarkeit der Haitianer. „Die Menschen waren dankbar und freundlich.“ Das THW betreibt in der Hauptstadt Port-au-Prince und der nahe am Epizentrum des Erdbebens gelegen Küstenstadt Léogâne vier Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen, die jeweils 6000 Liter Wasser pro Stunde zur Verfügung stellen können.

In einem mitgebrachten Labor wird die Qualität nach den Standards der Weltgesundheitsorganisation WHO überwacht. Bisher habe die Bevölkerung in Haiti schon mehr als zwei Millionen Liter Trinkwasser aus den THW-Anlagen erhalten.

Mit den THW-Experten kehrte auch der Chirurg Christian Queitsch aus Wedel (Kreis Pinneberg) aus Haiti zurück. Gemeinsam mit Kollegen habe er sehr viele Knochenbrüche behandelt. Innerhalb von zwei Wochen hätten sie zum Beispiel 70 Fixateure angelegt, um das Zusammenwachsen von komplizierten Brüchen zu ermöglichen. Auch habe es sehr viele Amputationen gegeben. „Man sieht die Aufgabe, die zu bewältigen ist, jetzt setzt sich das alles langsam“, sagte er über das erlebte Elend in dem Katastrophengebiet.

Mehr als 200.000 Erdbeben-Toten

Unterdessen ist die Zahl der bei dem verheerenden Erdbeben in Haiti vor gut drei Wochen gestorbenen Menschen ist auf mehr als 200.000 gestiegen. Das gab Regierungschef Jean-Max Bellerive am Mittwoch in der Hauptstadt Port-au-Prince bekannt.

Damit korrigierte er die bislang offizielle Zahl von 170.000 Toten deutlich nach oben. Etwa 4000 Erdbeben-Opfer verloren durch das Unglück einen Arm oder ein Bein oder mussten amputiert werden.