Die Frau hatte sich mit einem Mann um Schnaps gestritten und ihn auf die Gleise geschubst. Er rettete sich in letzter Sekunde.
Hamburg. Die Hamburger S-Bahn-Schubserin sitzt in Untersuchungshaft. Gegen die 45 Jahre alte Obdachlose erließ ein Richter Haftbefehl wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Wilhelm Möllers, berichtete. „Wir gehen davon aus, dass sie den Tod des Opfers billigend in Kauf genommen hat.“
Im Streit um eine kleine Flasche Jägermeister hatte die Betrunkene nach Polizeiangaben einen 44-Jährigen im Hamburger Hauptbahnhof vor eine einfahrende S-Bahn gestoßen. Dem ebenfalls betrunkenen Mann gelang es in der Nacht zum Dienstag zwar, sich geistesgegenwärtig zur Seite zu rollen – er wurde aber dennoch rund zehn Meter von dem Zug mitgeschleift. Das Opfer zog sich mehrere Knochenbrüche und eine Lungenverletzung zu und musste auf der Intensivstation einer Klinik behandelt werden. Auf der Videoüberwachung der S-Bahn-Station ist die Attacke zu sehen.
Nach ihrer Ausnüchterung hatte die Frau gestanden, den 44-Jährigen auf das Gleis geschubst zu haben. Sie bestritt aber, dass sie ihn töten wollte. Bei dem Haftrichter erklärte sie, der Mann habe ihre Hand festgehalten und sie habe sich losreißen wollen. Das Opfer konnte sich bei einer Befragung in der Klinik nur bruchstückhaft an den Angriff erinnern – er hatte zu viel Alkohol getrunken.
Ob und wie gut sich die beiden kannten, war auch am Mittwoch unklar. „Hinweise auf eine engere Vorbeziehung der beiden Kontrahenten ergaben sich bisher nicht“, hatte eine Polizeisprecherin am Dienstag gesagt. Bundespolizisten hatten die Obdachlose noch im Bahnhof festgenommen.