Zunächst war es eine lässliche Sünde, dann ein Ärgernis. Langsam aber weiten sich die vereisten Nebenstraßen und zugeschneiten Gehwege zum Skandal aus. Auch wenn viele Autofahrer über die Hamburger Stadtreinigung schimpfen - sie jedenfalls streut, räumt, arbeitet. Von den Bezirken und auch vielen Geschäfts- wie Privatleuten lässt sich das kaum sagen. Als seien Schnee und Eis höhere Gewalt, passiert gar nichts. Jeder verlässt sich auf den anderen - und verlassen sind die Bürger dieser Stadt. Ältere Menschen und Schwangere wagen sich kaum noch aus dem Haus, während sich die Notaufnahmen der Kliniken immer weiter füllen.
Nur in einigen Bezirksämtern ist der Winter offenbar noch nicht angekommen: Ihre Aufgabe wäre es, die allgemein gültige Wegeräumpflicht endlich kompromisslos durchzusetzen. Davon ist abseits von Harburg, Mitte und Nord wenig zu spüren. Der Bezirk Wandsbek jagt sogar lieber Anwohner, die Salz streuen. So hätten vermutlich auch die Stadtväter von Schilda Eis und Schnee bekämpft.