Klaus Schumacher inszenierte Shakespeares Drama radikal gekürzt im bis auf einen schwarzen Kubus leergeräumten Bühnenraum.

Hamburg. Wie einen Blitz trifft Romeo die Liebe. Als er Julia erblickt, haut es ihn fast um und über die Rampe von der Bühne. Er flüchtet in den Saal und fragt „Wer ist die Dame?“ Immer wieder lässt Klaus Schumacher in seiner klaren, raschen und auf szenischen Realismus verzichtenden Inszenierung die Schauspieler mit dem Publikum in Kontakt treten, durch das Parkett auftreten oder abgehen. Die Aufführung beginnt mit einem starken Bild: Der Kasten auf der Holzschräge gibt ein Knäuel sich windender Körper von miteinander ringenden jungen Männern frei. „Die Brut“ ist das Sinnbild für den Hass. Sie ersetzt die sich bekämpfenden Banden der beiden feindlichen Familien Capulet und Montague, zwischen deren Fronten Romeo und Julia geraten.

Überhaupt hat der Regisseur das sprachverliebte Schauspiel drastisch reduziert. Er konzentriert sich auf den Konflikt zwischen den Hauptfiguren, lässt statt viel zu reden auch mal ohne Worte spielen. Katrin Plötzky schafft ihm mit der hängenden Kasten-Installation einen zweiten Spielraum auf der Bühne. Sie dient als Zimmer, Bett und zum bitteren Ende als Katafalk. Natürlich auch in der Balkonszene für Akrobatik des verliebten Helden: Romeos Klimmzug-Kuss erhält Spontanapplaus.

Mit Schumachers Sicht auf die Figuren gewinnt die Inszenierung zusätzliches Profil. Julia Nachtmann und Aleksandar Radenkovic spielten sich als berühmtes Liebespaar überzeugend ins Zentrum. Tybalt ist kein Muskelprotz, sondern ein drahtiger Fanatiker (Martin Wißner). Den schwadronierenden Fantasten Mercutio schenkt sich Tristan Seith und zeigt komisch den übergewichtigen Raufbold, der lieber einen Waschbrettbauch hätte. Irene Kugler gibt die Amme als zudringliche Quasselstrippe. Und Hedi Kriegeskotte mit Glatze einen skurrilen Ordensbruder Lorenzo. Seinen Friedensplan zwischen den Familien weiß die bleiche „Brut“-Rotte in blutroten Mäntelchen grinsend zu vereiteln. Die Tragödie kann ihren Lauf nehmen und berührt bis zu letzten Minute.

Weitere Vorstellungen am 18., 22., 30.Januar 2010 sowie am 6., 9., und 18. Februar 2010 im Deutschen Schauspielhaus, Kirchenallee 39, Karten unter Telefon:24 87 13 oder www.schauspielhaus.de