Schleswig-Holsteins erste private „Tiertafel“ hilft hungernden Katzen, kranken Hunden - aber auch Goldfischen und Ponys.

Hamburg. Katja Breuer und Susanne Sorgenfrei lieben Menschen. Deshalb haben die Frauen in Itzehoe Schleswig-Holsteins erste private „Tiertafel“ gegründet. „Hinter jedem Tier-Schicksal steht auch ein Menschen-Schicksal“, erklärt Katja Breuer: „Wenn wir den Tieren helfen, helfen wir auch den Menschen.“ Wenn ein Tier nur abgegeben werden müsste, weil man sich das Futter oder die Behandlung nicht mehr leisten könnte, würden die Tierheime immer voller. Und dort müsse das Tier auch fressen und ärztlich versorgt werden. „Warum kann es also nicht bei seinem Besitzer bleiben?“

Ursprünglich planten die beiden Frauen, den bedürftigen Tierbesitzern in Itzehoe zu helfen; „aber ehe wir uns versahen, wuchs das Einzugsgebiet. Es kamen sogar schon Bedürftige aus Kiel, die eine Fahrgemeinschaft gründeten.“ Denn Arbeitslosigkeit, Hartz IV, Krankheit oder (Alters-) Armut kann jeden treffen. So kommen zu den Futterausgabe-Terminen Mitte jeden Monats neben Senioren auch viele junge Leute. Rund 280 Katzen und knapp 100 Hunde bekommen hier ein Zubrot. Aber auch ein Pony, Goldfische, Schlangen, Farbratten und Goldhamster – „immer vorausgesetzt, wir habe es.“

„Gerade in schwierigen Lebenssituationen braucht man seinen vierbeinigen Freund besonders“, sagt Sorgenfrei. Die Itzehoer Tiertafel hilft mit einem „Rundum-Paket“: Neben Trockenfutter und Dosen-Nahrung verleihen sie auch (zinslos) Geld für notwendige Tierarzt-Rechnungen. Die Futterspenden bekommen Breuer und Sorgenfrei von Privatleuten („Zum Beispiel wenn deren Tier zu krüsch ist und das Futter nicht frisst, aber auch, wenn das Tier gestorben ist“) sowie von Betrieben. „Wenn das Spendenfutter nicht ausreicht, müssen wir Vereinsgelder nehmen und zukaufen.“

Anfangs hatten die beiden Frauen auf die Ehrlichkeit der Bedürftigen Tierbesitzer vertraut. Doch das ist vorbei, nachdem sie ein Quartett ertappten, das sich brav anstellte, um bei der „Tiertafel“ Futter für ihre Hunde („natürlich alles große hungrige Tiere“) und ihre diversen Katzen zu bekommen, um es anschließend zu verkaufen. „Wir hätten so was nie für möglich gehalten.“ Einige wenige Male seien sie auch bei den vorfinanzierten Tierarzt-Kosten betrogen worden: “Aber meist sind die Leute bei der Ehre gepackt und kommen quer durch die Stadt gelaufen, um ihre Schulden pünktlich zurückzuzahlen.“

So müssen die Tierbesitzer heute nicht nur ihre Bedürftigkeit nachweisen (zum Beispiel mit einem Hartz IV-Bescheid oder einem Rentenbescheid), sondern auch, dass sie tatsächlich ein Haustier besitzen. „Sie können ihren Hund mitbringen, ein Impfbuch oder eine Tierarztrechnung.“ Damit wollen Breuer und Sorgenfrei auch verhindern, dass irgendein finanziell gut gestellter Tierbesitzer auf die Idee kommt, man würde ihm sein Tier umsonst finanzieren. Solch einen „Bedürftigen“ haben sie tatsächlich schon wegschicken müssen: „Der fuhr mit einem nagelneuen Porsche vor und behauptete, es sei das Auto seines Nachbarn.“