In Kopenhagen diskutieren die Vereinten Nationen über das Weltklima. In Hamburg, europäische "Klimahauptstadt 2011", hat das Thema längst Schule gemacht. Zum Beispiel am Gymnasium Allee (Altona), das mit einem von zehn Hamburger Klimabären ausgezeichnet wurde.
"Mit Projekten, die das Schulklima beleben, begeistern wir unsere 750 Schüler für Ökologie und Umweltschutz", sagt Schulleiter Ulrich Mumm. Vor zehn Jahren wurde eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Schuldach errichtet, und die Toiletten im Neubau werden mit Regenwasser gespült. Jetzt plant die Schule ein neues Projekt: "Im Februar 2010 werden wir ein eigenes Windrad haben", sagt Mumm. "Da Propeller-Windkraftanlagen in der Innenstadt nicht zugelassen sind, handelt es sich um einen sogenannten Vertikal-Dreher." Die Körber-Stiftung und der TÜV-Nord unterstützen den Kauf der Anlage, die etwa 45 000 Euro kostet.
"Ich finde es toll, dass wir künftig unseren eigenen Strom herstellen", sagt Schülerin Ariane Burghard (14). Mitschüler Kiril-Lukas Hagen (16) ergänzt: "So eine Aktion ist auch eine gute Anregung für den privaten Bereich." Das Gymnasium Allee will zudem bald ein Elektroauto anschaffen - für die Kurierfahrten des Hausmeisters.
Schüler der Gesamtschule Stellingen haben sich gemeinsam mit Schülern der Ida-Ehre-Schule ein eigenes Bild zum Thema Klimaschutz gemacht - und zwar als Graffiti auf einer Wand der Ida-Ehre-Schule an der Schlankreye. "Das Kunstwerk, an dem 16 Schüler mehr als drei Wochen gearbeitet haben, zeigt, wie unsere Erde zerstört wird", sagt Cläre Bordes, Lehrerin an der Gesamtschule Stellingen. Dort läuft seit drei Jahren ein Austauschprogramm mit Schülern aus Sarajewo. "In Gruppen diskutieren die Schüler, was wir für den Umweltschutz tun können - hier, dort und ganz global."
Durch "verhaltensbedingte Veränderungen" können nach Angaben von Christine Stecker, Sprecherin des Projekts "Klimaschutz an Schulen" beim Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI), bis zu 15 Prozent Energie eingespart werden. "In vielen Schulen sind schon sogenannte Lichtdetektive unterwegs, die überprüfen, wann was wie beleuchtet wird." Auch dass die Heizung aufgedreht ist, während die Fenster offen stehen, sollen die Schüler-Detektive verhindern. Das Projekt sei ein großer Erfolg: "Allein 2007 haben Hamburgs Schulen 85 000 Tonnen CO2 eingespart - und die Bilanz für 2008 sieht wohl ähnlich gut aus."
Ein Anreiz ist das Programm fifty/fifty, das Hamburg 1994 mitentwickelt hat. "Die Hälfte des Betrags, den die Schulen eingespart haben, bekommen sie als Prämie ausgezahlt", sagt Christine Stecker. 2007 seien so insgesamt zwei Millionen Euro in die Kassen von Hamburger Schulen geflossen.
Doch was ist mit der Energiebilanz, die Schüler und Lehrer nicht direkt beeinflussen können? Nach einer Erhebung der Deutschen Energie Agentur verbrauchen Schulgebäude in Deutschland nämlich bis zu 70 Prozent mehr Energie als andere kommunale Gebäude. "Auch dagegen steuert Hamburg an", sagt Jan Bruns von der Schulbehörde - zum Beispiel mit dem Programm "Keine Schule über 200 Kilowatt pro Quadratmeter". "Bis 2012 soll dieses Ziel an allen Schulen erreicht werden." Darüber hinaus gebe es Einzelprojekte mit hohen Anforderungen an die Energieeinsparung. "Die neue Grundschule Klein Flottbeker Weg wird beispielsweise als CO2-neutrale Schule erbaut", sagt Jan Bruns, "und die 'Tor zur Welt'- Schule in Wilhelmsburg als energiesparendes Passivhaus."